Der Spitalverband H+, die Ärzteverbindung FMH und die Vereinigung der Pflegedienstleiter/-innen (SVPL) fördern gemeinsam interprofessionelle Peer-Review-Verfahren: Bei statistischen Auffälligkeiten werden unter Einbezug von externen Fachkollegen Patientendossiers analysiert, um Qualitätsverbesserungs-Massnahmen zu erarbeiten.
Das Peer-Review-Verfahren wird bereits in diversen Schweizer Spitälern regelmässig angewandt. Nun soll ein national einheitliches, interprofessionelles Peer-Review-Verfahren vorangetrieben werden.
Start in diesem Sommer
Die Peer-Review-Methodik wird in drei Landessprachen zur Verfügung gestellt, und erstmals bei IQM wird auch die Pflege in das Verfahren integriert werden.
Dieser interprofessionelle Ansatz soll es ermöglichen, kritische Fälle ganzheitlicher zu betrachten und Qualitätsverbesserungen gemeinsam zu erarbeiten und umzusetzen.
Die Pilotprojekte in ausgewählten Spitälern und Kliniken der Deutsch- und Westschweiz beginnen diesen Sommer.
«Es braucht keine zusätzlichen staatlichen Eingriffe»
Im Hintergrund steht, dass die Spitäler bei der fortgesetzten Sicherung der Qualität möglichst auf neue Strukturen und Gesetze verzichten möchten: Dies war eine Hauptaussage der Erläuterungen an der
Jahresmedienkonferenz von H+.
«Die Spitäler und Kliniken nehmen ihre Verantwortung punkto Qualität wahr», sagte H+-Präsident Charles Favre. «Die heutigen, praxisnahen Instrumente sowie die bestehenden Strukturen und Organisationen erfüllen den gesetzlichen Zweck. Es braucht deshalb keine zusätzlichen staatlichen Eingriffe.»
Der Ablauf einer IQM-Peer-Review
Ein Peer-Review-Verfahren wird beispielsweise dann durchgeführt, wenn das gemessene Ergebnis deutlich über dem Zielwert liegt. Für das Review werden die Behandlungsfälle ausgewählt, die zu dem auffälligen Qualitätsergebnis geführt haben.
- Zunächst erfolgt ein Selbstreview, das der vor Ort verantwortliche Chefarzt mit seinem Team anhand einer retrospektiven Behandlungsakten-Analyse durchführt.
- Anschliessend untersuchen die Peers vor Ort die gleichen Behandlungsfälle konstruktiv-kritisch. Diese Aktenanalyse folgt einer klar festgelegten Vorgehensweise mit einheitlichen Analysekriterien.
- Die Aktenanalyse ist auf 20 Akten begrenzt und nimmt in der Regel vier Stunden in Anspruch.
- Die anschliessende Falldiskussion zwischen den Peers und dem verantwortlichen Chefarzt und seiner Abteilung ist das Kernstück des Reviews. Hierfür sind noch einmal drei bis vier Stunden einzuplanen.
- Ergebnisse des Reviews sind identifizierte Qualitätsprobleme sowie konkrete Lösungsvorschläge zu deren Vermeidung. Lösungsvorschläge beziehen sich in erster Linie auf interdisziplinäre Schnittstellen, Standards, Leitlinien, Dokumentation und Abläufe.
- Die Ergebnisse werden abschliessend gemeinsam mit dem Ärztlichen Direktor und dem Geschäftsführer besprochen.
- Die Verantwortung für die Umsetzung der Lösungsvorschläge liegt beim Chefarzt vor Ort.
- Die Unterstützung und Kontrolle der Umsetzung obliegt dem Ärztlichen Direktor und der Geschäftsführung des jeweiligen Krankenhauses.
Quelle: Initiative Qualitätsmedizin