Naked heisst: Vergessen Sie die Fitness-Tracker

Ein neues Gerät will uns beim Zu- und Abnehmen eng begleiten – und viele andere Gesundheits-Wearables verdrängen. Wie? Indem es uns einen Spiegel vor die Nase hält.

, 15. April 2016 um 15:55
image
  • trends
  • e-health
Es ist ein neues elektronisches Hilfsmittel, das beim Abnehmen helfen soll – oder andererseits auch anorexische Personen oder Schwangere in der Veränderung des Körpers begleiten könnte.
Und im Gegensatz zu anderen Geräten mit ähnlichem Anspruch erfasst es uns frontal – nämlich über das Spiegelbild.

Wurde die Taille tatsächlich einen Tick schmaler?

Denn «Naked», so der ungeschminkte Name des neuen Gadgets, ist auf den ersten Blick ein Ganzkörperspiegel. Nur: Dieser Spiegel zeigt einem nicht nur die Pölsterchen und Fältchen, sondern er zeichnet auch deren Entwicklung auf. Wo habe ich zugelegt? Wurde die Taille tatsächlich einen Tick schmaler? Der Bizeps grösser?
Denn wenn man sich vor der Spiegel-ähnlichen Scheibe auf die Waage-ähnliche Platte stellt, macht das «Naked»-System eine 3D-Abbildung des Körpers. Dann werden die Daten aufgezeichnet und auf eine App übertragen – so dass die Nutzer am Ende auf dem Handy nachschauen können, wie sich die Figur über die Zeit entwickelt hat.
image
Der Avatar des eigenen Körpers zeigt nicht nur, wo genau man tatsächlich zu- oder abgenommen hat, sondern der Scanner ist auch in der Lage, das Körperfett aufzuzeigen – und wo sich dieses womöglich abgebaut hat (beziehungsweise wo man Muskeln aufbauen konnte). Hinzu kommen Angaben über Gewicht oder die Verhältnisse zwischen Hüfte, Taille und Brust.
Der Blick in den Spiegel soll hier also eine völlig neue digitale Dimension erhalten, so der Anspruch der dahinterstehenden Firma. Sie heisst Naked Labs, stammt – natürlich – aus dem Silicon Valley und ist wieder einmal ein mit Multimillionen-Summen aufgestartetes Projekt, welches einen ganzen Markt umkrempeln soll.
Denn genau genommen heisst das neue Gadget «Naked Fitness Tracker», womit die Erfinder gleich klarmachen, in welchem Bereich sie den Markt und die Interessenten sehen. Ihre Grundidee: Angaben über erklommene Stockwerke oder gelaufene Schritte mögen ja gut und recht sein – aber um einen Menschen nachhaltig zur Straffung des Körpers zu motivieren, braucht es den Druck des Bildes.

Was motiviert mehr: ein Bild oder eine Zahl?

«Menschen, die auf einer regelmässigen Basis bessere Kenntnisse ihres Körpers haben, sind auch in der Lage, bessere Entscheidungen für ihre Gesundheit zu treffen», sagt Farhad Farahbakhshian, der CEO und Mitgründer von Naked Labs.
Der Nutzen der herkömmlichen Fitness-Tracker im Kampf gegen Übergewicht, für mehr Bewegung oder allgemein für bessere kardiovaskuläre Werte ist jedenfalls sehr bescheiden. Die Nackt-Spiegel kamen diese Woche in den USA in den Verkauf, zum Preis von knapp 500 Dollar; und so dürfte man bald ahnen, ob hier tatsächlich eine motivierendere Variante des Fitness-Apps entstanden ist.

Film: So funktioniert der «Naked Fitness Tracker»


Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Hospital-at-Home kommt ans linke Zürichseeufer

Ab sofort können Patienten am linken Zürichseeufer über das See-Spital Horgen, die Hospital at Home AG und die Spitex Horgen-Oberrieden zu Hause statt im Spital behandelt werden.

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

KSGR: Frauenklinik führt 4-Tage-Woche ein

Die Frauenklinik Fontana des Kantonsspitals Graubünden führt eine 4-Tage-Woche ein: 42 Stunden werden auf vier Tage verteilt, das Gehalt bleibt unverändert. Andere Spitäler sehen das Modell skeptisch.

image

Erstmals sind mehr Kinder über- als untergewichtig

Es gibt immer weniger Kinder, die unterernährt sind – dafür immer mehr, die zu viel essen. Auch in der Schweiz. Das zeigt der neuste Uno-Bericht.

image

Deutschland: Drogerieriese drängt in Gesundheitsvorsorge

Die Drogeriekette DM bietet neu auch Gesundheitsservices an. Der Konzern arbeitet mit professionellen Partnern – Fachärzte äussern Kritik.

image

«Im Gesundheitswesen braucht es Visionen statt Pflästerlipolitik»

Andreas Kistler über wirtschaftliche Zwänge, sinnentleerte administrative Aufgaben und die Entstehung von immer mehr Tätigkeiten, die keinen direkten Nutzen für Patienten stiften.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.