Basel-Stadt sagte am Sonntag Nein zur grossen Spitalfusion. Geplant war es, das Universitätsspital Basel (USB) mit dem Kantonsspital des ländlichen Halbkantons zu fusionieren. Was wird nun aus den beiden Spitälern? Und: Haben Spitalfusionen überhaupt noch eine Chance? Der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher gibt Antworten dazu.
Herr Locher, war es für Sie voraussehbar, dass die Spitalfusion in Basel platzen würde?
Leider war es keine grosse Überraschung.
Warum leider?
Die Fusion wäre wichtig gewesen für den Spitalstandort Basel. Kurzfristig ist das vor allem für das Kantonsspital Baselland ein Problem.
Und langfristig?
Langfristig wird auch das Basler Unispital Probleme bekommen. Es ist das kleinste der Schweizer Unispitäler, hat aber ähnlich hohe Fixkosten wie die grossen. Denn in einem Unispital muss die ganze Infrastruktur rund um die Uhr aufrechterhalten werden – egal, ob es nun gross oder klein ist. Das ist teuer und muss mit entsprechend hohen Patientenzahlen finanziert werden. Ohne die Fusion hat das Unispital bei gewissen Operationen auch Probleme auf die nötigen Fallzahlen zu kommen.
Basel will keinen neuen Anlauf nehmen. Sollte es doch?
Ich glaube, im Moment ist es sinnlos. Solange das Kantonsspital Baselland nicht besser dasteht, wird eine Fusion keine Chancen haben. Das Spital ist wirtschaftlich ein Sanierungsfall – es fehlt ein dreistelliger Millionenbetrag. Das Personal kündet. Es ist eine sehr schwierige Lage, fast unlösbar.
Gegner der Fusion kritisierten auch, dass das neue Spital eine Aktiengesellschaft würde.
Das war ein rein ideologischer Kampf der Gewerkschaften, die ihre Macht behalten wollen. In Basel ist dieser Reflex extrem. Doch das neue Spital wäre keineswegs privatisiert worden. Es wäre eine Non-Profit-Organisation im Besitz der Kantone geblieben.
Auch die Basler Privatspitäler waren gegen die Fusion.
Logisch, das ist nachvollziehbar. Aber es ist kurzfristig gedacht. Dass die Fusion gescheitert ist, schwächt den Spitalplatz Basel als Ganzes. Irgendwann wird den Privatspitälern ein guter Zusammenarbeitspartner fehlen, wenn es kein starkes Unispital in Basel gibt.
Warum sollte der fehlen?
In Bern gibt es zum Beispiel bereits eine interessante Zusammenarbeit in der Herzchirurgie – ein Joint-Venture – zwischen der Inselgruppe und dem Privatspital Beau-Site.
Warum scheitern so viele Spitalfusionen? Auch die Unispitäler Genf und Lausanne konnten nicht fusionieren.
Das war kein Wunder. Ich war damals in der Projektgruppe. Grob gesagt, scheiterte die Fusion daran, dass sich Genf zu elitär gab. Ironischerweise ist heute Lausanne das führende Spital.
Werden sich Spitäler künftig überhaupt noch wagen, eine Fusion anzupacken?
Vielleicht sollten sie nicht mit einer Fusion anfangen, sondern mit der Zusammenarbeit auf gewissen Teilgebieten. In Basel ist das nicht gegangen. Aber das Beispiel in Bern, wo die Inselgruppe mit der Klinik Beau-Site in der Herzchirurgie zusammenspannt, ist eine gute Lösung. In diesem Bereich sind die beiden Spitäler nun nicht mehr Gegner, sondern Partner. Solche gemeinsamen Lösungen mit Joint-Ventures können genauso sinnvoll sein wie eine Fusion.
Die nächste Spitalfusion steht in der Zentralschweiz an: Das Kantonsspital Nidwalden soll 2020 eine Tochtergesellschaft des Kantonsspitals Luzern werden. Ihre Prognose?
Das ist auf gutem Weg. Die Zusammenarbeit geht schon sehr weit. Man darf aber nicht zu viel nach Luzern nehmen, denn in Nidwalden gibt es verständlicherweise Verlustängste.