Die Hitzewelle kommt - das hat auch medizinische Folgen

Eine Schweizer Studie hat die Auswirkungen von extremer Sommerhitze erforscht - mit teilweise überraschenden Ergebnissen.

, 27. Juli 2020 um 08:32
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Die Sommerhitze ist da. Bereits heute Montag sollen die Temperaturen in der Schweiz verbreitet die 30-Grad-Celsius-Marke überschreiten. Ende Woche sollen es gar bis zu 35 Grad werden.
Grundsätzlich werden die Sommer immer heisser. Doch welche Auswirkungen hat das auf die Hospitalisierungsrate? Das haben Forschende des Tropeninstituts Basel um Martina S. Ragettli untersucht - anhand des Hitzesommers 2015 in der Schweiz. Die Ergebnisse wurden  im Fachmagazin «Environmental Health» publiziert. 
Im Rahmen der Studie wurden die Notfalleintritte in den Krankenhäusern aus dem Hitzesommer mit den statistisch standardisierten Eintrittszahlen aus den drei Vorjahren verglichen.

Überdurchschnittlicher Anstieg bei älteren Menschen

Die Kernbefunde: Der geschätzte Anstieg bei den Notfalleintritten betrug 2,4 Prozent - was 2768 zusätzlichen Notfalleintritten entspricht. Am stärksten war der Anstieg in jenen Regionen, in denen auch die Temperaturen am höchsten war. So betrug der Anstieg in der Genferseeregion 4,8 und jener im Tessin gar bemerkenswerte 8,4 Prozent. Stark überdurchschnittlich war der Anstieg schweizweit auch unter jenen Patientinnen und Patienten, die älter als 75 Jahre waren (plus 5,1 Prozent).
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Der Temperaturverlauf und die Zahl der Notfalleintritte im Sommer 2015 in der Schweiz.

Es liegt nicht an Herz-Kreislauf-Problemen

Die Forscherinnen und Forscher schreiben, dass «der Sommer 2015 erhebliche Auswirkungen auf die Notfalleintritten in der Schweiz » hatte. Dies aber nicht etwa wegen jener Krankheiten, die gewöhnlich mit der hitzebedingten Mortalität in Verbindung gebracht werden. Denn für Herz-Kreislauf- sowie die meisten Atemwegserkrankungen wurde laut den Studienautorinnen keine übermäßige Morbidität festgestellt.
An den Hitzetagen bei folgenden Krankheitsbilder ein Anstieg beobachtet: Grippe und Lungenentzündungen, bestimmten Infektionskrankheiten sowie Erkrankungen des Urogenitalsystems.

Anpassung der Massnahmen empfohlen

Die Autorinnen empfehlen deshalb, dass die derzeitigen gegen die Begleiterscheinungen der Hitze angewendeten und empfohlenen «Massnahmen reevaluiert werden sollten, um sowohl hitzebedingte Krankheiten als auch Todesfälle zu vermeiden »
Dieser Text ist eine adaptierte Version eines Textes, den Medinside im August 2019 erstmals publiziert hat.
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