In den kommenden Tagen entscheidet sich, ob es an fünf deutschen Kliniken der in Zürich niedergelassenen AMEOS Spitalgruppe zum unbefristeten Streik kommt. Seit Donnerstag werden die Angestellten von den Personalkommissionen und der Gewerkschaft befragt, ob sie streiken wollen. Die Abstimmung läuft bis am 22. Januar.
Löhne seit 2012 eingefroren
Bereits im Dezember war es zu Warnstreiks gekommen, an denen rund 1800 Personen teilnahmen. Die Angestellten fordern mehr Schutz durch einen Tarifvertrag und eine bessere Bezahlung. Die Löhne sind 2012 gesenkt und eingefroren worden.
Damals wurde dafür ein 5-jähriges Kündigungsmoratorium vereinbart. AMEOS hatte die Spitäler, die in Schieflage geraten waren, 2012 übernommen. Mit den Tieflöhnen werde die Sanierung erst ermöglicht, sagte und sagt AMEOS gemäss Medienberichten dazu. Das Personal verdient laut Berichten heute rund 500 Euro weniger als an anderen Spitälern im Bundesland Sachsen-Anhalt, wo alle fünf Kliniken liegen. Die Ärztelöhne sind rund 15 Prozent tiefer. Auch die Ärzte haben sich den Streiks angeschlossen
14 Angestellte fristlos entlassen - Unternehmen droht
Nach den Warnstreiks wurden 14 Mitarbeitende fristlos entlassen. Vorwurf: «respektloses Verhalten» gegenüber Mitarbeitenden, Patienten und Vorgesetzten. Doch für die Angestellten und Gewerkschaften ist klar, dass die Kündigungen wegen des Warnstreiks ausgesprochen wurden.
Die Empörung über die fristlosen Kündigungen ist beim Personal gross. So gross, dass Beobachter davon ausgehen, dass eine Mehrheit für einen unbefristeten Streik stimmen könnte. Dass AMEOS gemäss Medienberichten angekündet hat, im Fall eines unbefristeten Streiks 800 der 3900 abbauen zu wollen, heizt den Arbeitskampf weiter an.
«Skandalöser Umgang mit den Mitarbeitern»
Lars Timm, Regionalgeschäftsführer bei AMEOS Ost, sagt in der Lokalzeitung «Volkesstimme», die Abstimmung über den Streik sei «sehr bedauerlich». Es sei «ein Horrorszenario» entstanden. Die im Bundesland mitregierende SPD kritisierte derweil AMEOS: Die habe einen «skandalösen Umgang mit den Mitarbeitern».
Nur eine Klinik in der Schweiz
Die Zürcher AMEOS-Spitalgruppe ist international tätig. Sie betreibt mit über 15'000 Mitarbeitenden an 49 Standorten Kliniken. In der Schweiz gehört
seit 2017 die Seeklinik Brunnen zur Gruppe . Es ist die einzige AMEOS-Klinik in der Schweiz. Das Hauptgeschäft der Spitalgruppe liegt in Deutschland.
Streit wegen Kaufpreis
Acht Jahre nach dem Kauf der fünf Kliniken streiten sich der Landkreis und Ameos immer noch um den Kaufpreis. Nun soll Schiedsgutachten eine Lösung bringen. Diese Woche konnten sich die beiden Streitparteien auf einen Gutachter einigen. Das Ergebnis soll frühestens im August feststehen.