Die langen Arbeitszeiten von jungen Ärztinnen und Ärzten im ersten Jahr nach dem Studium ist mit einer beschleunigten Alterung der Zellen verbunden. Zu diesem Schluss kommt eine Längsschnittstudie der Universität Michigan, veröffentlicht in der Fachzeitschrift «Biological Psychiatry».
Die Forscher um den Neurowissenschaftler und Psychiater Srijan Sen haben die als Telomere bezeichneten Abschnitte des Erbguts von 250 jungen Medizinern genauer untersucht. Und zwar vor, während und nach der ersten Stelle als Assistenzarzt. Die Forschung zieht Telomere als Indikator für das Alterungs- und Krankheitsrisiko in Betracht.
Wochenstunden von mehr als 80 Stunden
Die Telomere schrumpften während der Beobachtung bei den Assistenzärzten sechsmal schneller als bei der normalen Durchschnittsbevölkerung. Je mehr die jungen Mediziner arbeiteten, umso schneller schrumpften ihre Telomere, wie die Forscher feststellten.
Kathryn K. Ridout, Samuel J. Ridout, Constance Guille, Douglas A. Mata, Huda Akil, Srijan Sen. «Physician Training Stress and Accelerated Cellular Aging», in: «Biological Psychiatry», 9. Mai 2019.Besonders 80 Arbeitsstunden und mehr pro Woche führen zu hohen Abnutzungserscheinungen der Telomere. Insgesamt gaben die Assistenzärzte an, durchschnittlich 64,5 Stunden pro Woche zu arbeiten.
Vergleichsgruppe zeigt keine hohe Abnutzung
Bei der Vergleichsgruppe, 84 Medizin-Studierende, konnte durch den Speichel keine derartige Schrumpfung bei den DNA-Abschnitten beobachtet werden. Obwohl auch sie im Laufe des Jahres stressige Phasen an der Elite-Uni durchlebten.
Die Entdeckung, dass Telomere bei Assistenzärzten schneller schrumpfen, zeige, wie wichtig es sei, die Arbeitsbelastung in der medizinischen Ausbildung zu verringern, empfehlen die Studienautoren. Dieser Biomarker helfe überdies, die Auswirkungen von Stress generell zu verfolgen.
Quelle/Mehr: New Doctors’ DNA Ages 6 Times Faster Than Normal in First Year. University of Michigan Health System.