Hilferuf der Aargauer Ärzte nach Debakel mit «Mein Arzt»

Der Aargauische Ärzteverband warnt davor, dass fremde Investoren Arztpraxen aufkaufen.

, 4. September 2020 um 13:28
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Viele Aargauer Patienten stehen derzeit vor den geschlossenen Türen ihrer Hausarztpraxis. Zumindest vorübergehend sind mehrere Praxen die zur Gruppe «Mein Arzt» gehören, nicht mehr in Betrieb.

Gegen den Investor läuft ein Verfahren

Gegen den Besitzer der Gruppe, Christian Neuschitzer, läuft ein Verfahren wegen des Verdachts auf Vermögensdelikte. Dass sich Neuschitzer strafbar gemacht hat, ist nicht erwiesen.
Doch der Investor steht bereits einige Zeit in der Kritik. Sein Konzept: Er übernimmt die Praxen von Hausärzten, die keinen Nachfolger finden. Seine Firma übernimmt die Praxisadministration.

Geschäftsführer eines Swingerclubs

Neuschitzer hat keine Arztausbildung. Recherchen von Fernsehen SRF zeigten, dass er in Österreich und Deutschland Firmen besass. Unter anderem war er früher Besitzer einer Tanzbar und Geschäftsführer in einem Swingerclub.
Nun sind die Aargauer Ärzte aufgerüttelt vom Debakel. Der Aargauische Ärzteverband sei besorgt über die Schliessung der Grundversorgerpraxen «Mein Arzt», teilt Jürg Lareida, Präsident des Aargauischen Ärzteverbands, mit.

Gegen Fremdinvestoren im Gesundheitswesen

Die Entwicklung kommt für ihn nicht überraschend. «Es zeigt sich, dass Fremdinvestoren im Gesundheitswesen gefährlich sind und dass Arztpraxen in ärztlicher Hand sein müssen», findet er. Der Verband fordert, dass die Bewilligungen künftig besser abgeklärt werden.
Auch will der Verband grundsätzlich die Bedingungen für die Ärzte in freier Praxis verbessern, damit Übernahmen wie jene durch «Mein Arzt» gar nicht mehr stattfinden. Dazu müssten jedoch auch mehr Ärzte ausgebildet werden, findet Lareida.
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