HFR: «Die Kosten des Spitals sind durch die Tarife nicht gedeckt»

Was ist los am Freiburger Spital HFR? Die zuständige Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre nahm jetzt Stellung.

, 14. September 2017 um 08:51
image
  • freiburger spital
  • spital
  • freiburg
Es sind nicht, wie bislang erwartet, bloss knapp 8 Millionen Franken Defizit – nein, beim Freiburger Spital HFR klafft dieses Jahr sogar eine Lücke von 12 Millionen Franken. Diese Nachricht wurde zu Wochenbeginn bekannt und zum grossen Thema im Kanton Freiburg. Schon im Vorjahr hatte die kantonale Spitalgruppe einen 7-Millionen-Verlust eingefahren.
Was ist also los? Und was soll geschehen? Dazu nahm jetzt Anne-Claude Demierre Stellung: Als Gesundheitsdirektorin des Kantons Freiburg und Mitglied des HFR-Verwaltungsrates ist sie quasi die wichtigste Aufseherin des Spitals.


Ein Stellenabbau sei nicht automatisch zwingend, beruhigte die SP-Politikerin am Beginn eines grossen Interviews auf Radio RTS: Der Kern des Problems liege eher bei den Lohnhöhen beziehungsweise darin, dass oft Kostensteigerungen in die Salärstruktur eingebaut seien. Diese würden auch dieses Jahr und nächstes Jahr spürbar werden.

Zu lange Spitalaufenthalte

Im Hintergrund steht, dass die Mitarbeiter des HFR als Staatspersonal gelten und entsprechende Leistungen erhalten – womit im Vergleich zu anderen Spitälern der näheren und weiteren Umgebung viel höhere Kosten entstehen. Der Staatsrat und die Spitalleitung wollen diesen Zustand ändern und das HFR-Personal einem privatrechtlichen GAV unterstellen. Das Anliegen stösst logischerweise auf starken Widerstand und zieht einen entsprechend langen politischen Prozess nach sich.
Anne-Claude Demierre befindet aber auch, dass hier nur ein Teil des Problems liegt. Ganz grundsätzlich seien die Kosten des HFR durch die Tarife nicht gedeckt. Das Spital müsse also an vielen Stellen seine Kosten überprüfen und organisatorische Massnahmen einleiten. 
Zum Beispiel liege die Aufenthaltsdauer der Patienten am HFR höher als im Schweizer Durchschnitt – hier liessen sich Millionen einsparen. Ferner gebe es Rationalisierungsmöglichkeiten in der Beschaffung. Es sei also noch lange keine Lösung, einfach die Saläre des Personals zu senken.

«Unterstützen Sie noch Frau Käch?»

Ein weiteres Thema am Freiburger Spital bilden die Kündigungen hochrangiger Kaderleute: Innert eines Jahres reichten beispielsweise vier von neun Direktionsmitglieder ihre Demission ein, was mit Kritik an CEO Claudia Käch verbunden war. Auch die Gewerkschaften stellten schon Rücktrittsforderungen an die Generaldirektorin.
«Unterstützen Sie sie noch?»: So lautet also eine Frage der Radio-Reporterin an Regierungsrätin Demierre.
Die Antwort: «Die Direktorin ist durch das Freiburger Spital angestellt, die Gesundheitsdirektion hat die Lage analysiert. Ich hatte im April eine Diskussion mit dem Verwaltungsratspräsidenten, um ihm meine Sorge mitzuteilen über die berichteten Schwierigkeiten. Damals beschlossen wir, einen Audit über die Führung machen zu lassen; dieses Verfahren läuft nun, und man muss die Resultate abwarten. Sie sollten bis Ende des Jahres vorliegen.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

image

Schliessung der Inneren Medizin in Riaz: Welle von Reaktionen

«Alles ist voll. Wo sollen die Leute denn hin?» Nach der Ankündigung des Freiburger Spitals HFR, die Innere Medizin am Standort Riaz zu schliessen, kommt viel Widerspruch auf.

image

Luzerner Kantonsspital braucht wohl bald Geld

Die Höhenklinik des Spitals machte 180'000 Franken Verlust - pro Monat. Die Kantonsregierung rechnet damit, dass das Kantonsspital Hilfe braucht.

image

Freiburger Spital baut rund 90 Stellen ab

Für 2025 erwartet die Kantonsspital-Gruppe HFR erneut ein Defizit von rund 30 Millionen Franken.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.