Es sind nicht, wie bislang erwartet, bloss knapp 8 Millionen Franken Defizit – nein, beim Freiburger Spital HFR klafft dieses Jahr sogar eine Lücke von 12 Millionen Franken. Diese Nachricht wurde
zu Wochenbeginn bekannt und zum grossen Thema im Kanton Freiburg. Schon im Vorjahr hatte die kantonale Spitalgruppe einen 7-Millionen-Verlust eingefahren.
Was ist also los? Und was soll geschehen? Dazu nahm jetzt Anne-Claude Demierre Stellung: Als Gesundheitsdirektorin des Kantons Freiburg und Mitglied des HFR-Verwaltungsrates ist sie quasi die wichtigste Aufseherin des Spitals.
Ein Stellenabbau sei nicht automatisch zwingend, beruhigte die SP-Politikerin am Beginn eines grossen Interviews auf Radio RTS: Der Kern des Problems liege eher bei den Lohnhöhen beziehungsweise darin, dass oft Kostensteigerungen in die Salärstruktur eingebaut seien. Diese würden auch dieses Jahr und nächstes Jahr spürbar werden.
Zu lange Spitalaufenthalte
Im Hintergrund steht, dass die Mitarbeiter des HFR als Staatspersonal gelten und entsprechende Leistungen erhalten – womit im Vergleich zu anderen Spitälern der näheren und weiteren Umgebung viel höhere Kosten entstehen. Der Staatsrat und die Spitalleitung wollen diesen Zustand ändern und das HFR-Personal einem privatrechtlichen GAV unterstellen. Das Anliegen stösst logischerweise auf starken Widerstand und zieht einen entsprechend langen politischen Prozess nach sich.
Anne-Claude Demierre befindet aber auch, dass hier nur ein Teil des Problems liegt. Ganz grundsätzlich seien die Kosten des HFR durch die Tarife nicht gedeckt. Das Spital müsse also an vielen Stellen seine Kosten überprüfen und organisatorische Massnahmen einleiten.
Zum Beispiel liege die Aufenthaltsdauer der Patienten am HFR höher als im Schweizer Durchschnitt – hier liessen sich Millionen einsparen. Ferner gebe es Rationalisierungsmöglichkeiten in der Beschaffung. Es sei also noch lange keine Lösung, einfach die Saläre des Personals zu senken.
«Unterstützen Sie noch Frau Käch?»
Ein weiteres Thema am Freiburger Spital bilden die Kündigungen hochrangiger Kaderleute: Innert eines Jahres reichten beispielsweise vier von neun Direktionsmitglieder ihre Demission ein, was mit Kritik an CEO Claudia Käch verbunden war. Auch die Gewerkschaften stellten schon Rücktrittsforderungen an die Generaldirektorin.
«Unterstützen Sie sie noch?»: So lautet also eine Frage der Radio-Reporterin an Regierungsrätin Demierre.
Die Antwort: «Die Direktorin ist durch das Freiburger Spital angestellt, die Gesundheitsdirektion hat die Lage analysiert. Ich hatte im April eine Diskussion mit dem Verwaltungsratspräsidenten, um ihm meine Sorge mitzuteilen über die berichteten Schwierigkeiten. Damals beschlossen wir, einen Audit über die Führung machen zu lassen; dieses Verfahren läuft nun, und man muss die Resultate abwarten. Sie sollten bis Ende des Jahres vorliegen.»