Gesundheitssektor: Gründe für ein JA zur Begrenzungsinitiative

Es wird behauptet, die Begrenzungsinitiative schade der Spitalbranche, weil diese auf ausländisches Gesundheitspersonal angewiesen sei. Das ist einerseits falsch, andererseits kurzsichtig. Dies schreibt der bekannte Professor Martin Janssen von der Universität Zürich (UZH).

, 31. August 2020 um 12:33
image
  • spital
  • politik
  • praxis
  • ärzte
Seit 2007 sind netto 1 Million Personen in die Schweiz eingewandert; das heisst fast 80‘000 jedes Jahr. Das entspricht 1 Prozent der Bevölkerung pro Jahr. Die Folgen der unbegrenzten Einwanderung sind klar: zunehmende Staus, steigende Mietpreise, Verlust an Kulturland. Andere Folgen der übermässigen Zuwanderung wirken im Verborgenen: eine sinkende Arbeitsproduktivität resp. ein sinkendes reales Pro-Kopf-Einkommen, die Verdrängung älterer Arbeitnehmer durch junge Zuwanderer, die Einkommens-Umverteilung vom Mittelstand zu den grossen Konzernen und ihren Managern und Aktionären und – viel schwerwiegender – eine Übernutzung des Sozialstaates. Die erste und die zweite Säule der Altersvorsorge (AHV und Pensionskassen) sind wegen falscher technischer Grössen völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Insgesamt fehlen etwa 200 Prozent des jährlichen Volkseinkommens, die als Renten versprochen sind, deren Finanzierung aber in den Sternen steht. Und mit jedem neuen Zuwanderer, der im Schnitt deutlich mehr erhält, als er einbezahlt, verschlechtert sich die Bilanz. Will die Schweiz nicht in eine ausweglose Lage geraten, ist es höchste Zeit, Gegenmassnahmen zu ergreifen.
  • image

    Martin Janssen

    Uni Zürich und Leiter der ECOFIN-Gruppe

    Martin Janssen ist em. Professor für Finanzmarktökonomie an der Universität Zürich (UZH). Er ist seit über 30 Jahren Unternehmer und gründete die ECOFIN-Gruppe.

Bei der Begrenzungsinitiative geht es darum, dass die Schweiz die Souveränität über die Zuwanderung zurückerhält. Die Schweiz ist das einzige souveräne Land weltweit (Ausnahme: AUS und NZL), das die Zuwanderung nicht selber steuert. 450 Millionen Europäer stehen 8.5 Millionen Schweizern gegenüber. Selbstverständlich wird die Schweiz auch in Zukunft die Zuwanderer haben, die sie für eine erfolgreiche Gesellschaft braucht. Das gilt insbesondere für den Gesundheitssektor. Aber es gilt beispielsweise nicht für neue Zombiefirmen, die auch mit billigen ausländischen Mitarbeitern keinen Gewinn erzielen und nur Kosten auf die Gesellschaft abwälzen. 
Wie die Begrenzung konkret umgesetzt wird, kann die Schweiz nach einem JA zur Begrenzungsinitiative festlegen. Es sind Verfahren möglich, die praktisch keinen administrativen Aufwand mit sich bringen und dennoch den Bedingungen genügen, die seit 2014 in der Bundesverfassung stehen.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image
Kommentar von Mattias Maurer und Marco Varkevisser

Vertragszwang lockern? Nur mit klaren Spielregeln.

Das Parlament will den Vertragszwang im KVG aufweichen. Ein Blick in die Niederlande zeigt: Ohne Regelung der Vergütung für vertragslose Anbieter bliebe die Reform wirkungslos.

image

Betrüger verkauften Medikamente mit gefälschter Arzt-Website

Angeblich seriöse Arzt- oder Apotheken-Websites dienen Hackern dazu, illegale Arzneimittel zu verkaufen.

image

Dieser Arzt lebt seit 25 Jahren ohne Stuhl

Stühle seien gesundheitsschädlich, findet der Arzt Martin Oswald (73). Er meidet sie – um gegen Thrombosen, Verstopfung und Krampfadern vorbeugen.

image

Zürich: Fliegender Wechsel im Amt für Gesundheit

Jörg Gruber folgt auf Peter Indra, der sich «neuen Aufgaben zuwenden» möchte.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Es braucht mehr Wettbewerb bei den Laboranalysen

Ärztetarife werden ausgehandelt – aber bei den medizinischen Labors legt der Staat die Preise fest. Warum? Und vor allem: Wie lange noch?

image

Spitalplanung: Zusätzlicher Druck auf die Kantone

Die Kantone sollen nicht nur die Spitallisten koordinieren – sie sollen auch die Leistungsaufträge aufeinander abstimmen und gemeinsam erteilen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.