Gesundheits-Apps ohne Mediziner: Was läuft da schief?

Der grösste Teil der E-Health-Entwicklung geschieht unter Ausschluss von Ärzten und Gesundheits-Behörden.

, 4. August 2015 um 08:00
image
  • trends
  • forschung
  • e-health
Technische Gesundheits-Unterstützer zählen derzeit zu den spannendsten Trends der Digitalwirtschaft – beziehungsweise zu den zukunftsträchtigsten Geschäftsfeldern.
Doch eine Untersuchung der Wayne State University in Detroit stellt jetzt einen bemerkenswerten Verdacht in den Raum: Könnte es sein, dass die ganzen neuen Produkte, Tools, Gadgets und Apps ohne das Knowhow der Mediziner entwickelt werden? 
Die Studie, welche jetzt in der Fachzeitschrift «Obstetrics & Gynecology» veröffentlicht wurde, testete die Frage anhand von knapp 100 Apps im Bereich der Reproduktions-Gesundheit für Frauen. Also etwa Apps zur Verfolgung des Menstruations-Zyklus, der Fruchtbarkeit oder des Verlaufs einer Schwangerschaft.

Hie Apps, da Ärzte

Welche und wieviele Fachartikel beschäftigten sich mit solchen Apps? Welche und wieviele Apps wurden von medizinischen Fachpersonen entwickelt? Welche werden von Ärzten empfohlen? — so die Fragen der Wissenschaftlerinnen aus Michigan.
Das Fazit: Zwischen App-Entwicklern und Ärzten klafft ein grosser Graben – man hat es da offenbar mit zwei verschiedenen Welten zu tun.

Hie Apps, das Gesundheitsbehörden

Bei nur 2 Prozent der Apps verweisen die Herausgeber darauf, dass medizinische Fachleute an der Entwicklung beteiligt gewesen waren. Auf der anderen Seite fehlt es an fachlichen Studien, welche die Qualität solcher Apps überprüfen. Und schliesslich interessieren sich auch Gesundheitsbehörden wie das Center for Disease Control and Prevention oder das National Institute of Health NIH nicht dafür, solche Angebote zu beurteilen.
Kurz: Von den rund 100 Apps, denen das Team aus Detroit nachging, wurden und werden fast alle von medizinischen Laien entwickelt und verkauft.
Was ganz allgemein den Verdacht bestärkt: Die E-Health-Entwicklung geschieht unter weitgehendem Ausschluss der medizinischen Fachwelt


Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Zurück auf die Beine: Stimulation hilft Gelähmten beim Gehen

Ein neues Verfahren aus Lausanne verbindet Rückenmark-Stimulation mit Robotik – um bei Querschnittgelähmten die Muskelkoordination zu verbessern. Das System könnte weltweit in Reha-Kliniken eingesetzt werden.

image

ETH-Studie: Milliardenersparnis durch E-Health möglich

Digitale Technologien könnten das Schweizer Gesundheitswesen effizienter machen. Doch langwierige Zulassungsverfahren verzögern ihre Einführung, warnen ETH-Forschende.

image

Leberkrebs: Ein weiterer Schritt zur vollständigen Remission?

Eine internationale Studie unter Genfer Leitung zeigt, dass ein genaues Intervall zwischen Immuntherapie und Lebertransplantation die Chancen auf eine vollständige Remission des hepatozellulären Karzinoms maximieren könnte.

image

Herzstiftung zeichnet Nachwuchsforscherinnen aus

Srividya Velagapudi und Vanessa Biemmi erhalten für ihre Studien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Albrecht von Haller Young Investigator Award.

image

Studie: Herzmedikament könnte Metastasen stoppen

Ein Forscherteam von ETH, USB, USZ und KSBL fand heraus, dass das etablierte Herzmedikament Digoxin bei Brustkrebs Metastasen verhindern könnte.

image

CHUV: Aus Spenderstuhl wird Medizin

Das Universitätsspital Lausanne ist das erste Schweizer Spital mit Swissmedic-Zulassung zur Herstellung eines Medikaments aus Fäkalbakterien.

Vom gleichen Autor

image

Auch das Spital Muri reiht sich ein

Und schreibt einen Verlust von 1,5 Millionen Franken.

image

Viktor 2023: Ein Pflegefachmann macht Hoffnung als Politiker

Patrick Hässig war 18 Jahre Radiomoderator, dann ging er erst in die Pflege – und dann in den Nationalrat. Nun erhielt er den «Viktor» als beliebtester Gesundheitspolitiker.

image

Traditioneller Medinside Frühstücksevent

Verpassen Sie nicht unseren traditionellen Frühstücksevent 25. Oktober 2023 in Zürich. Dieses Jahr mit spannenden Themen und Referenten.