Gericht erhöht Strafe gegen ehemaligen Chefarzt

Ein ehemaliger Chefarzt des Spital Wallis soll Forschungsgelder abgezwackt haben. Nach einem Rekurs hat das Kantonsgericht nun eine härtere Strafe ausgesprochen.

, 22. Juli 2022 um 12:00
image
  • spital
  • spital wallis
  • ärzte
Vor vier Jahren verurteilte das Bezirksgericht Sion einen Arzt zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 14 Monaten. Der Grund: ungetreue Geschäftsführung. Das Gericht sah einen Betrag von rund einer halben Million Franken als erwiesen an. Der ehemalige Chefarzt des Spitals Wallis liess sich Gelder, die für die Forschung bestimmt waren, direkt auf sein privates Bankkonto überweisen.

«Arzt zeigte eine seltene Gier»

Sowohl Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung des Arztes hatten gegen dieses Urteil Berufung eingelegt. Nun hat das Walliser Kantonsgericht erneut entschieden, wie die Tageszeitung «Nouvelliste» berichtet. Die Schadensumme von rund einer halben Million Franken sah das Gericht als zu hoch an. Die Rede ist nun von knapp 200'000 Franken, die der Mann unterschlagen haben soll. 
Trotzdem sieht es die Schuld des Mannes als erwiesen an. Das Gericht folgt den Anträgen der Staatsanwaltschaft auf ein härteres Strafmass und erhöht die Strafe um 2 auf 16 Monate. Der Chefarzt «zeigte eine seltene Gier und ignorierte die medizinische Ethik», steht im Urteil zu lesen. Bereits die Vorinstanz sprach von einem «sehr starkem kriminellen Willen».

Nutzung von Privatkonten «üblich gewesen»

Die Verteidigung des ehemaligen Chefarztes, der zwischen 2006 und 2014 im Spital Wallis in Sion arbeitete, hat bereits angekündigt, den Fall ans Bundesgericht weiterzuziehen. Die Beträge seien trotz Überweisung auf das Privatkonto ordnungsgemäss deklariert worden, wird der Anwalt des Mediziners in der Zeitung zitiert. 
Und weiter: Der Chefarzt habe im Wissen seiner Vorgesetzten gehandelt, die die beiden Verträge mit dem Vermerk des Kontos unterzeichnet hätten. Die Nutzung von Privatkonten von Ärzten im Spital Wallis sei zudem – bezugnehmend auf einen Bericht der kantonalen Finanzinspektion – üblich gewesen.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

image

Luzerner Kantonsspital braucht wohl bald Geld

Die Höhenklinik des Spitals machte 180'000 Franken Verlust - pro Monat. Die Kantonsregierung rechnet damit, dass das Kantonsspital Hilfe braucht.

image

Spital Wallis stellt Rehabilitation neu auf

Die Abteilung Rehabilitation wurde in zwei eigenständige Bereiche aufgeteilt. Bruno Heinen übernimmt die Leitung der muskuloskelettalen Rehabilitation als neuer Chefarzt.

image

Spital Samedan gehört bald zum Kantonsspital Graubünden

Dadurch werden wohl einzelne Stellen neu ausgerichtet oder aufgehoben. Andererseits dürften in den medizinischen Bereichen rund 20 zusätzliche Stellen entstehen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.