Der Apothekerverband Pharmasuisse will sich mit einer Aktion mehr Gehör verschaffen. Am Montag haben sich deshalb Dutzende Apothekerinnen und Apotheker in weisser Berufskleidung auf dem Bundesplatz in Bern getroffen – zu einer gross angelegten Demonstration.
Die Apothekerschaft wehrt sich gegen die «umkoordinierten Abbaumassnahmen» des Bundesrates. Die Rede ist von «wirren Schnellschüssen», welche das Gesundheitssystem mittelfristig verteuern würden – und die Existenz der Apotheker und gleichzeitig auch der Hausärzte bedrohten. Als konkretes Beispiel nennt der Verband die Änderungen beim Vertriebsanteil. Oder das geforderte Referenzpreissystem für Medikamente.
«Auch morgen medizinisch gut umsorgt»
Das sei aber nur die Spitze des Eisbergs, so der Verband weiter – und erwähnt etwa die jährlichen Preissenkungsrunden bei Medikamenten oder die Tarifsenkungen in der Liste für Mittel und Gegenstände. Weitere werden im Verlauf des 2019 folgen. Die Apothekerschaft mit Präsident Fabian Vaucher an der Spitze will das nicht hinnehmen und hat daher gleichzeitig die Petition
«Auch morgen medizinisch gut umsorgt» lanciert.
Die Apothekerinnen und Apotheker wollen sich dafür einsetzen, «nachhaltige und gründliche Reformen» anzustossen, bei denen die Grundversorger aktiv einbezogen würden. Eine zielführende, nachhaltige Revision könne nur durch Einbindung aller Akteure und einer umfassenden Gesamtbetrachtung erfolgen, schreibt Pharmasuisse.
Kundgebung mit Show-Effekt
Der Verband, der rund 1'500 Apotheken mit über 21'000 Mitarbeitenden vertritt, hat sich für den Auftritt etwas Besonderes einfallen lassen: auf dem Bundesplatz wurde am Nachmittag ein vier mal vier Meter grosse Apothekerkreuz zertrümmert und in einer Mülltonne entsorgt. Die Aktion soll symbolisch für den Umgang der Regierung mit den Apotheken stehen. «Wir alle wissen, dass uns nicht mehr Geld zur Verfügung stehen wird», sagte Vaucher am Montag auf dem Bundesplatz. Es gelte also, die kostensparenden Akteure zu stärken und das grüne Kreuz nicht auf den Müll zu werfen.
Symbolische Entsorgung des Apothekerkreuzes | PPR/Ben Zurbriggen
Apotheken sehen sich unter anderem als Präventionsfachleute, Medikamenten-Manager und als kostensparende Erstversorger. Viele Gesundheitsprobleme lassen sich dem Verband zufolge sofort in der Apotheke abklären und teilweise auch mit rezeptpflichtigen Medikamenten behandeln. Dies spare Zeit und reduziere Kosten – um bis zu 41 Prozent gegenüber anderen Leistungserbringern, heisst es. Mehr noch: diese Lösung entlaste die Spitalnotfallstationen und Hausärzte. Pro Tag bedienen Apotheken rund 340'000 Kunden.
Referenzpreise: Zahlen und Fakten
Der Anteil patentabgelaufener Arzneimittel am kassenpflichtigen Medikamentemarkt beträgt 30 Prozent, entsprechend 1.5 Milliarden Franken. Weniger als die Hälfte, nämlich nur 700 Millionen, entfallen auf Generika.
Mit einem Referenzpreissystem will der Bundesrat für tiefere Generikapreise sorgen. So soll für einen bestimmten Wirkstoff ein maximaler Preis festgelegt werden, eben der Referenzpreis. Nur dieser wird von der obligatorischen Grundversicherung (OKP) vergütet. Liegt der Preis des bezogenen Medikaments über dem Referenzpreis, zahlt der Versicherte die Differenz aus dem eigenen Sack.