In Deutschland ist das Dunkelfeld bei Betrug und Korruption im Gesundheitswesen so gross, dass der Staat dem entschlossener entgegentreten will. Neu setzt das Bundesland Bayern mit der Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) künftig zusätzlich auf anonyme Hinweisgeber.
Seit Freitag betreibt die ZKG eine neue Hinweisgeber-Plattform. Das Online-System, das zunächst auf vier Jahre angelegt ist, empfängt Hinweise anonym oder namentlich.
Das Besondere: Es gibt mittels geschützten Postkasten eine Rückfragemöglichkeit bei anonymen Hinweisen. So müssen Hinweisgeber beispielsweise keine Angst um ihren Job haben, weil sie offiziell unter Angabe ihres Namens Anzeige erstatten.
Screenshot Hinweisgebersystem ZEK
Ermittler werden genau hinschauen
Die Ermittler wollen gezielt die «schwarzen Schafe im Gesundheits- und Pflegebereich» in den Blick nehmen, denen es nicht um das Wohl und die Gesundheit der Patienten gehe. Sondern darum, sich ungerechtfertigt zu bereichern, steht in einer Mitteilung des Justizministeriums zu lesen.
Man werde genau hinschauen, ob es sich um ernstzunehmende Hinweise handle oder um Falschanzeigen, die ihrerseits strafrechtlich verfolgt werden müssten, heisst es weiter.
Im vergangenen Jahr wurden nach Schätzungen im deutschen Gesundheitssystem 425 Milliarden Euro umgesetzt. Vor diesem grossen Wirtschaftssektor machen Kriminelle nicht Halt: Bestechlichkeit, Scheinbehandlungen und manipulierte Rechnungen. Betrug und Korruption können im Gesundheitswesen viel Schaden anrichten – von enormen finanziellen Schäden bei Krankenkassen und Versicherungen bis hin zu Gesundheitsschäden bei Patienten.