Alarmierend: Hälfte der Pflegenden will anderen Beruf

Einer Befragung zeigt, wie gross der Unmut von Schweizer Pflegefachpersonen ist.

, 15. Februar 2019 um 10:59
image
  • pflege
  • spital
  • fachkräftemangel
  • studie
Fast 47 Prozent der Pflegenden wollen ihren Beruf aufgeben. Das zeigt eine von der Gewerkschaft Unia durchgeführte Umfrage. Als Hauptgrund angegeben wurde die zu hohe Belastung aufgrund der unzureichenden Arbeitsbedingungen und die gesundheitlichen Probleme, die durch die berufliche Tätigkeit entstehen.
Das Verdikt sei noch alarmierender als es auf den ersten Blick wirke, schreibt die Unia. Denn die Mehrheit der Befragten sei 30 Jahre alt oder jünger, arbeite also erst seit kurzem in der Pflege. Die jüngere Generation sehe im Pflegeberuf offensichtlich keine Zukunftsperspektive. Ein Befund, der auch den Arbeitgebenden zu denken geben dürfte. Schliesslich besteht bereits heute ein Mangel an Pflegefachkräften.
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage:
  • 47 Prozent der Befragten geben an, voraussichtlich nicht bis zur Pensionierung in der Pflege zu arbeiten, weitere 34 Prozent sind sich in diesem Punkt zumindest unsicher
  • 86 Prozent fühlen sich regelmässig müde und ausgebrannt
  • 72 Prozent haben als Folge der Arbeit körperliche Beschwerden
  • 87 Prozent haben nicht genügen Zeit für die Bewohner/innen
  • 92 Prozent sind der Meinung, dass die Pflegequalität durch Personalmangel und Spardruck leidet
Vom 15. Oktober 2018 bis 31. Januar 2019 führte die Unia bei über 2800 Angestellten eine Umfrage durch, ein grosser Teil davon online. Die Umfrage umfasste 18 hauptsächlich geschlossene Fragen, mit Kommentarmöglichkeit. Rund 1‘200 Befragte arbeiten in der Langzeitpflege, worauf sich die Resultate beziehen. Folgende Berufe sind vertreten: Fachfrau/-mann Gesundheit (FaGe), Pflegefachfrau/-mann HF, Pflegehelfer/innen, Assistent/innen Gesundheit und Soziales und Fachpersonen Betreuung (FaBe). 93 Prozent der Teilnehmenden sind Frauen. 57 Prozent sind 30 Jahre und jünger, 28 Prozent zwischen 30 und 50 Jahre und 14 Prozent über 50 Jahre alt.
Quelle: Unia
Wie könnte die Situation der Pflegenden gesteigert werden? Die Gewerkschaft hat dazu klare Meinungen und Forderungen.
  •  Faire Löhne, die auch bei reduzierten Pensen zum Leben reichen
  • Kurzfristige Planänderungen dürfen nicht gratis sein
  • Mehr Personal durch höhere Stellenschlüssel und mehr Zeit für Bewohner/innen
  • Dazu braucht es aber die richtigen Rahmenbedingungen.
  • Eine faire Pflegefinanzierung
  • Einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Arbeitgeber und Pflegenden
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Freiburger Spital erwartet Verlust von fast 30 Millionen Franken

Höhere Lohnkosten und die Inflation verschärfen die Lage am HFR. Viele Investitionen liegen 2024 nicht drin.

image

Pflegefachfrau als «Jungunternehmerin des Jahres» gewürdigt

Alessia Schrepfer wurde für die Gründung von WeNurse mit dem Women Award des Swiss Economic Forum ausgezeichnet.

image

CHUV schafft Spezialprogramm für Patienten mit Autismus

Mit einer spezifischen Betreuung und angepassten Wegen sollen beide Seiten entlastet werden – die Patienten wie das Personal.

image

Kantonsspital Aarau holt Chef Neuroradiologie aus St. Gallen

Pasquale Mordasini übernimmt die vakante Chefarzt-Position im November.

image

4-Tage-Woche in der Pflege: Ernüchterndes Ergebnis

Ein deutsches Spital führte neue Arbeitszeit-Angebote ein. Nach der Anfangseuphorie kam der Alltag.

image

Viktor 2023: «Ich freue mich auf die Bekanntgabe der Gewinner»

Hirslanden-CEO Daniel Liedtke ist in der Jury des Viktor Awards, zugleich unterstützt die Spitalgruppe die Aktion bereits zum zweiten Mal. Weshalb, sagt er im Interview.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.