Nach den öffentlich gewordenen Vorwürfen gegen den Klinikdirektor der Herzchirurgie hat das Unispital Zürich (USZ) Francesco Maisano Ende Mai für drei Wochen beurlaubt. Grund war die «belastende Ausnahmesituation» sowie die Sicherstellung des Betriebs. Das USZ will ihm aber auch Zeit geben, um detailliert Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen.
Weiter laufen aktuell Abklärungen der Universität Zürich (UZH) betreffend die «wissenschaftliche Lauterkeit», deren Abschluss noch ausstehend ist, wie das Unispital am Dienstag mitteilt. «Da Prof. Maisano am USZ klinische Forschung betreibt, ist ein allfälliges unlauteres Verhalten in der Forschungstätigkeit gegebenenfalls auch relevant für seine Tätigkeit am USZ», steht in der Mitteilung zu lesen.
«Klinikbetrieb ist gewährleistet»
Unter der «wiederholten und belastenden Berichterstattung in den Medien» kann Prof. Maisano zum derzeitigen Zeitpunkt keinen regulären Klinikbetrieb gewährleisten, teilt das Unispital weiter mit.
Das Unispital werde Prof. Maisano nun bis zum Abschluss der Untersuchung der Uni als Klinikdirektor beurlauben. Dies habe der Spitalrat entschieden. Die Klinik für Herzchirurgie werde stellvertretend durch den Ärztlichen Co-Direktor Pietro Giovanoli geführt.
Whistleblower brachte den Fall ins Rollen
Francesco Maisano werden unter anderem Ungenauigkeiten und Mängel im Zusammenhang mit seinen wissenschaftlichen Publikationen vorgeworfen. Die Verdachte, er habe aus Eigennutz Implantate (Devices) eingesetzt, Patienten gefährdet oder sich strafbar gemacht, konnten externe und unabhängige Prüfer allerdings nicht bestätigen.
Den Fall ins Rollen hat ein Whistleblower im Dezember gebracht. Dabei handelte es sich
um einen Leitenden Arzt der Herzchirurgie am Unispital und Privatdozent der Uni Zürich. Der Mann, der wie Prof. Maisano und viele andere Ärzte und Professoren Beteiligungen an Firmen hält, arbeitet inzwischen nicht mehr am Unispital. Das Motiv des Whistleblowers ist unklar. Klar ist, dass hinter solchen Geschichten oftmals nicht nur Gerechtigkeitsempfinden stehen, sondern beispielsweise auch interne Arbeitskonflikte.