In der Schweiz durchlaufen chirurgische Fachärzte eine rund 12 bis 15-jährige intensive Ausbildung. Erst dann erhalten diese das eidgenössische Diplom auf ihrem Spezialgebiet. Die Anforderungen gelten im internationalen Vergleich in der Regel als sehr streng.
Noch strenger sind aber die Auflagen einer europäischen Zertifizierung,
wie das Spital Thurgau jetzt mitteilt. Dort konnten gleich vier Fachärzte das Diplom für die europäischen Spezialistentitel ihrer chirurgischen Schwerpunkte entgegennehmen:
- Spezialistentitel Onkologische Chirurgie: Markus K. Müller (Chefarzt Chirurgie Kantonsspital Frauenfeld)
- Spezialistentitel Onkologische Chirurgie: Fabian Hauswirth (Leitender Arzt Chirurgie Kantonsspital Frauenfeld)
- Spezialistentitel Endokrine Chirurgie des Halses: Martha Trujillo (Oberärztin Chirurgie Kantonsspital Frauenfeld)
- Spezialistentitel Gefässchirurgie: Saulius Sudikas (Oberarzt Arzt Chirurgie Kantonsspital Frauenfeld)
Wichtig für die medizinische Qualität
Für den europäischen Spezialistentitel sind dem Spital zufolge nicht nur höchste fachliche Fertigkeiten gefragt, sondern auch eine hohe Anzahl an selber gemachten Eingriffen. So führe das solide «Schweizer» Handwerk, kombiniert mit den – aufgrund der Bevölkerungszahlen – naturgemäss deutlich höheren Fallzahlen umliegender Länder, zu einer noch besseren Fachexpertise.
Diese fundiertere praktische Operationserfahrung ist laut der Mitteilung aus Frauenfeld ein Umstand, der auch im Zusammenhang mit den Mindestfallzahlen und der medizinischen Qualität je länger je wichtiger wird.
Können nicht offiziell anerkannt werden
Europäische Diplome und Zertifikate stehen nicht im Gegensatz oder im Wettbewerb zu den eidgenössischen FMH-Facharzttiteln, wie die Ärzteverbindung FMH auf Anfrage klarstellt. Der Ärzteverband sieht sich zunehmend mit europäischen Diplomen und Zertifikaten konfrontiert.
Bei den europäischen Diplome und Zertifikate handelt es sich laut FMH in der Regel um «hochgradige Spezialisierungen innerhalb eines bestimmten Fachgebietes». Diese könnten aber nicht offiziell anerkannt werden, teilt die Ärzteverbindung weiter mit. Eine Anerkennung durch die Medizinalberufekommission (Mebeko) sei nur bei denjenigen Facharzttiteln möglich, die von den einzelnen EU-Ländern in der EU-Richtlinie eingegeben worden seien.