Zu diesem Schluss kommt eine kleine Erhebung aus den USA – durchgeführt bei 103 angehenden Ärzten der amerikanischen
Northwestern University im Staat Illinois.
Demnach gaben in der in «Jama Internal Medicine» publizierten Studie 99 der 103 Studierenden an, auch in der Zeit nach einer Behandlung sich durch die elektronischen Patientenakten zu klicken.
Sind amerikanische Medizinstudierende also überneugierig? Wohl eher nein. Die drei Hauptgründe sind:
- Eine Diagnose zu bestätigen oder ein Follow-Up auf eine pendente Studie (85 Prozent)
- Die Fortschritte während der Behandlung einzusehen (85 Prozent)
- Weil sie den Patienten «mochten» und wissen wollten, wie es ihm geht (40 Prozent)
Die Hälfte der Nachwuchsärzte gab an, selber gelernt zu haben, wie man Patienten «tracken» kann. Nur zwei angehende Mediziner berichteten, dies ausgebildeten Ärzten gleichzutun.
Interessant dabei ist: Nur bei 17 der Studierenden machten sich moralische Bedenken spürbar. Denn die Umfrage werfe auch ethische und patientenrechtliche Fragen auf, schreiben die Autoren.
Konflikt zwischen Ausbildung und Privatsphäre
Sie fordern deshalb Grenzen im Umgang mit elektronischen Patientenakten in der Ausbildung. So sollen zum Beispiel Patienten dies genehmigen und es dürften nur legitime pädagogische Absichten dahinter stehen.
Die Studienverfasser empfehlen klare Leit- und Richtlinien für geschützte Gesundheitsinformationen in der Ausbildung. Denn das nachträgliche Klicken durch elektronische Patientendossiers habe auch seine guten Seiten: So sollen angehende Ärzte die Technologie nutzen, um deren klinische Ausbildung und damit die Patientenbehandlung zu verbessern.
Gregory E. Brisson, Patrick D. Tyler. «Medical Student Use of Electronic Health Records to Track Former Patients», in: «Jama Internal Medicine», 25. Juli 2016.