Diesen zwei Schweizer Medtech-Projekten wird besonders viel zugetraut

Ein Eisprung-Tracker und ein Implantat aus der Universitätsklinik Balgrist sind die Gewinner beim Wettbewerb Venture Kick.

, 9. September 2015 um 14:48
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Ein Armband, das die fruchtbaren Tage der Trägerin präzise voraussagt. Und ein Implantat, das bei Kreuzbandrissen eingesetzt werden kann: Dies zwei Projekte, die jetzt mit je 130'000 Franken an Start- und Aufbaukapital angefeuert werden.
Denn die beiden Zürcher Medtech-Startups Ava und Zurimed sind die Abräumer am Finale der Initiative Venture Kick. 
Ava hat ein Armband entwickelt, das über Bluetooth mit einer Mobile-App verbunden ist und in der Nacht alle Parameter misst, die eine sichere Bestimmung des Eisprungs voraussagen. Es geht also darum, Paaren beim richtigen Timing zu helfen. 
«We Help You Get Pregnant», so ein Claim, mit dem die Firma für ihren Ovulation Tracker wirbt.

Weniger umständlich, dafür präzise

Die Marktidee: Auf der einen Seite steigt das Durchschnittalter der Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes – womit die Chance der Schwangerschaft sinkt. Dafür werden Fruchtbarkeits-Apps und temperaturbasierte Zyklus-Tracking-Geräte entwickelt. Doch der Anspruch von Ava ist, eine Lösung zu bieten, die weniger umständlich ist – und vor allem zuverlässiger den Eisprung vorhersagt.
Geleitet wird das Unternehmen von Pascal König, einem ehemaligen Synthes-Produktmanager. Ava hatte schon zuvor allerhand Startup-Preise erhalten, so den Swisscom Startup Challenge 2015, den Förderpreis der De-Vigier-Stiftung und die Beteiligung an den Venture Leaders 2015. Soeben gab Ava die Gründung einer Zweigstelle in San Francisco bekannt. 

Weniger Schmerzen, weniger Kosten

Das Team von Zurimed wiederum, das von Venture Kick ebenfalls 130'000 erhalten wird, will mit einem neuen Implantat die herkömmlichen Operationsmethoden bei vorderen Kreuzbandrissen revolutionieren.
In der Schweiz erleiden jährlich gut 6'000 Menschen einen vorderen Kreuzbandriss. Das neue Implantat von Zurimed soll die Heilung beschleunigen und Schmerzen zu vermeiden helfen. Die Firma ist ein Ablger der Universitätsklinik Balgrist und hat ein so genanntes «BTB-Conversion-Kit» entwickelt: Es will die Vorteile existierender Operationsmethoden nützen und zugleich deren Nachteile eliminieren. Das Implantat beruht auf einer Kombination neuer Biomaterialien, welche die Einheilung des Transplantates beschleunigen, ein besseres Einwachsen ermöglichen und die Rehabilitationszeit verkürzen.

Finanzierungsrunde für die Marktzulassung

Knochenblöcke und Schrauben werden durch das Hybrid-Implantat ersetzt – wobei dieses dann gleich wie ein Knochenblock eingesetzt wird. Dank des synthetischen Knochenmaterials soll das Implantat annähernd so schnell im Knochen einwachsen wie ein organischer Knochenblock; so lassen sich Sehnen optimal im Knochen fixieren, die schmerzhafte Entnahme von Knochenblöcken entfällt. 
Verglichen mit einer Kreuzbandrekonstruktion mittels BTB-Methode, bei der dem Patienten ein Teil der Patellasehne entnommen wird, spart die Zurimed-Methode Operationszeit und damit auch Geld.

Eingebettet ins Balgrist

Um eine Marktzulassung zu erhalten, sicherte sich Zurimed kürzlich eine Finanzierungsrunde in Höhe von 1,5 Millionen Franken. Zum Zurimed-Team gehören Jess Snedeker, Sandro Fucentese, Xiang Li und Elias Bachmann. Xiang Li, der CEO von Zurimed, wurde – wie Pascal König von Ava – bereits im März unter die Schweizer «Venture Leaders 2015» gewählt.
Das Unternehmen ist ins Labor für Orthopädische Biomechanik an der Universitätsklinik Balgrist integriert. Bereits seit 2009 entwickelt das Zurimed-Team orthopädische Implantate – bislang sind es drei voll funktionsfähige Implantate. 
Venture Kick ist eine Initiative zur Schaffung von Startup-Kapital für vielversprechende Jungunternehmen. Seit der Lancierung 2007 profitierten 387 Gründerprojekte von 15,49 Millionen Franken Startkapital. 
Zu den von Venture Kick geförderten Unternehmen gehören unter anderem InSphero, L.E.S.S., Abionic, HouseTrip, QualySense, Bcomp, Climeworks und Dacuda.
Venture Kick ist eine Initiative der Venture Kick Stiftung und wird finanziert durch: Gebert Rüf Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, OPO-Stiftung, Fondation ProTechno, Fondation Lombard Odier, Debiopharm Group, André Hoffmann, Hansjörg Wyss und Martin Haefner.
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