Die App gehört zum Ärztealltag

Die Mediziner werden sich zunehmend bewusst, dass sie mit den Patienten über Apps reden müssen. Zur Arbeit nutzen heutige Ärzte am ehesten Wechselwirkungs-Apps und Apps zur Fotodokumentation.

, 24. August 2017 um 07:07
image
  • trends
  • praxis
  • e-health
Ältere Ärzte nutzen am liebsten das Faxgerät: So lautet ein gängiges Klischee. Denn in Sachen Kommunikation und Digitalisierung gelten die Medizinprofis immer noch als eher konservativ. Dass dem nicht so ist, besagt eine Umfrage unter Ärzten in Deutschland.
Danach verwenden mehr als die Hälfte der befragten Ärzte täglich Apps im Beruf (53 Prozent) – ein Drittel tut dies sogar mehrmals täglich. Ein weiteres Drittel (35 Prozent) nutzen die Progrämmchen hin und wieder. Und nur gerade 12 Prozent der Mediziner nutzen bisher keine Apps für berufliche Zwecke.

Überraschung: Ältere besonders App-affin

Wer dabei einen grossen Generationenunterschied erwartet – so das andere Klischee – wird ebenfalls überrascht: Den Graben gibt es nicht. Mediziner unter 39 Jahren nutzten zu 57 Prozent täglich Apps; die Kollegen zwischen 40 und 49 taten dies zu 52 Prozent; jene zwischen 50 und 59 zu 46 Prozent (hier war der Wert also am tiefesten), und bei den Ärzten zwischen 60 und 69 Jahre liegt die App-Nutzung mit 60 Prozent sogar am höchsten.
Erhoben wurden die Daten vom deutschen Ärztenetzwerk Coliquio. Mit 252 Befragten war das Sample allerdings nicht allzu gross.
Dennoch: Spürbar wird ein reges Interesse und ein hohes Bewusstsein für die Chancen der Health Apps. Fast die Hälfte der Ärzte gab an, dass sie schon heute mit ihren Patienten über die dort versteckten Möglichkeiten sprechen. Bei den Praxisärzten lag die Quote hier mit 53 Prozent signifikant höher als bei den Klinikern (32 Prozent). 
image
Viele Ärzte denken denn auch, dass sie in Zukunft die Patienten mehr über Gesundheits-Apps beraten sollten (38 Prozent), auch ist eine kleine Mehrheit von 51 Prozent der Ansicht, dass sie selber darüber informiert sein sollten.
Konkret nutzen die heutigen Mediziner häufig Wechselwirkungs-Apps, ferner die Fotodokumentation, aber auch Programme zur Schulung von Patienten.
Als wichtigen Vorteile der Health Apps sehen die Ärzte, dass sie den Patienten helfen, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen: Diesen Punkt unterschrieben 36 Prozent der befragten Mediziner. Als wichtige Vorteile erscheint ferner, dass Patienten dank Apps besser über ihre Krankheit informiert sein können (29 Prozent) – und dass sie ihre Medikamente zuverlässiger einnehmen (23 Prozent).

  • Zum Thema: «Suchen Sie Durchblick im Dschungel der Medizin-Apps? Hier finden Sie ihn»

Das Smartphone ist für die Ärzte immer noch primär Informationsgerät: 42 Prozent nutzen es vor allem, um sich fachlich auf dem Laufenden zu halten. Für 17 Prozent ist die Unterstützung beim Praxismanagement am wichtigsten, und 13 Prozent der Ärzte nutzen das Smartphone, um mit Patienten zu kommunizieren.


Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Hospital-at-Home kommt ans linke Zürichseeufer

Ab sofort können Patienten am linken Zürichseeufer über das See-Spital Horgen, die Hospital at Home AG und die Spitex Horgen-Oberrieden zu Hause statt im Spital behandelt werden.

image

Ein Oensinger Gesundheitszentrum betreibt den ersten «Medicomat» in der Schweiz

Das Gerät im Vitasphère-Gesundheitszentrum funktioniert wie ein Getränkeautomat. Doch statt Flaschen gibt der Automat rund um die Uhr Medikamente heraus.

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

KSGR: Frauenklinik führt 4-Tage-Woche ein

Die Frauenklinik Fontana des Kantonsspitals Graubünden führt eine 4-Tage-Woche ein: 42 Stunden werden auf vier Tage verteilt, das Gehalt bleibt unverändert. Andere Spitäler sehen das Modell skeptisch.

image

Erstmals sind mehr Kinder über- als untergewichtig

Es gibt immer weniger Kinder, die unterernährt sind – dafür immer mehr, die zu viel essen. Auch in der Schweiz. Das zeigt der neuste Uno-Bericht.

image

Deutschland: Drogerieriese drängt in Gesundheitsvorsorge

Die Drogeriekette DM bietet neu auch Gesundheitsservices an. Der Konzern arbeitet mit professionellen Partnern – Fachärzte äussern Kritik.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.