Die Vereinigung der Ärzte von Madrid (
Amyts) hat einen unbefristeten Ausstand angekündigt: Ab 28. September, 8 Uhr morgens, wird die Arbeit in den medizinischen Zentren der Region aufs Minimum reduziert.
Das ist besonders bemerkenswert, als Spaniens Hauptstadt momentan die am schwersten von neuen Covid-19-Infektionen betroffene Metropole Europas ist. Dies wirkt sich auch in einer gewissen Steigerung der Hospitalisationen aus.
Es geht um Grundsätzliches
In dieser Lage setzen die Ärzte mit ihrer Streikandrohung die Regionalregierung unter massiven Druck. Den Medizinern geht es um Grundsätzliches – vor allem die notorische Überlastung. Schon vor dem Einfall des Coronavirus hätten im Grossraum Madrid über 600 Allgemeinpraktiker und 150 Pädiater gefehlt, so die Mitteilung der führenden Ärztegewerkschaft. Die Pandemie habe dann nicht nur zu einer zusätzlichen Arbeitsüberlastung geführt, sondern auch zu finanziellen Einbussen.
«Wir können unter diesen prekären Arbeitsbedingungen nicht weiterarbeiten», so das Statement. «Wir sind Mediziner und schulden dies unseren Patienten, da wir die ersten Garanten ihrer Sicherheit und Gesundheit sind.»
Regierung unter Druck
Die Regierung der Autonomía von Madrid fühlt sich in der aktuellen Situation ungehörig unter Druck gesetzt. «Zu diesem Zeitpunkt müssen die öffentlichen Dienste sich in den Dienst der Bürger stellen, damit wir die Situation mit dem Covid angehen können», liess sich Isabel Díaz Ayuso zitieren, die Regierungspräsidentin der Hauptstadt-Region.
Die Ärzte wiederum mahnen an, dass sie gerade wegen des Virus-Zuges unter Zusatz-Belastung geraten sind – worunter die normale Betreuung ihrer Patienten leidet. Zum Beispiel hätten sich die telefonischen Anfragen mehr als verdoppelt, ohne dass die Ärztezentren und Praxen dafür Unterstützung erhielten.
Bei einer Urabstimmung beteiligten sich knapp 2'200 Mediziner – und 1'800 sprachen sich für den Ausstand aus.
Mindestens 10 Minuten pro Patient
Zu den Forderungen der grössten Ärzteorganisation in Madrid gehört auch ein Wunsch, der vielen hierzulande bekannt vorkommen dürfte: Abbau der Belastung durch bürokratische Aufgaben. Konkret verlangen die Mediziner die Garantie, dass sie jedem Patienten mindestens 10 Minuten widmen können und pro Tag maximal 30 Patienten betreuen müssen (beziehungsweise 21 in der Pädiatrie). Und noch konkreter wird nun der sofortige Beginn von Verhandlungen angemahnt.