CHUV kritisiert ungerechten Vergleich der Spitäler

Das Lausanner Universitätsspital (CHUV) bekommt so viel Kantonsgeld wie kein anderes, zeigt eine Studie aus Basel. Das Spital kontert: Es seien falsche Zahlen.

, 6. Oktober 2021 um 05:56
image
Das «süsse Gift der Subventionen» nennt es der Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly. Und er meint damit einen Trend, den jüngst eine Studie mit Zahlen belegte: Seit der Einführung der Fallpauschalen vor fast zehn Jahren haben die Subventionen für öffentliche Spitäler um 14 Prozent zugenommen.

Privatkliniken gaben Subventionsstudie in Auftrag

Die Studie hat der Gesundheitsökonomen Stefan Felder von der Universität Basel erstellt. In Auftrag gegeben hat sie Ospita, der Verband Schweizer Privatkliniken. Die privaten Spitäler profitieren kaum von kantonalen Subventionen. Medinside berichtete hier darüber.
In der Untersuchung stand vor allem das Unispital Lausanne (CHUV) schlecht da. 2019 hat es am meisten Subventionen erhalten. Der Kanton Waadt zahlte dem Spital 400 Millionen Franken, haben die Autoren errechnet.

Zwei «erhebliche Fehler»

Die Zahl sei falsch, wehrt sich nun das CHUV. Das Resultat unterliege zwei erheblichen Fehlern: Erstens sei in den Subventionen für das CHUV auch Geld für die Forschung enthalten, was bei den anderen Universitätskliniken nicht der Fall sei. Und zweitens sei das CHUV nicht nur ein Akutspital, sondern auch eine Klinik für Rehabilitation und Psychiatrie. Würde man beides berücksichtigen, würden die Subventionen von 401 auf 259 Millionen schrumpfen, hat das CHUV ausgerechnet.
Die Spitalverantwortlichen betonen, dass es für sie kein Problem sei, wenn eine wissenschaftliche Studie die Subventionen für öffentliche Spitäler kritisiere. Doch wolle das Spital nach gleichen Massstäben wie die anderen beurteilt werden. 

CHUV verlangte Korrektur

Zusammen mit der Gesundheitsdirektion des Kantons Waadt verlangte das Spital deshalb von den Studienautoren eine Korrektur. Diese sei abgelehnt worden, genauso wie Erläuterungen zum Resultat.  «Daher weist das CHUV die Ergebnisse dieser Studie kategorisch zurück», schreiben die Spitalverantwortlichen in einer Medienmitteilung.
Hintergrund der Diskussion um die Kantonsgelder ist die Ansicht vieler Gesundheitsökonomen, dass die Kantone ihre Spitäler nicht mit so hohen Beiträgen am Leben erhalten dürften. Sie fordern gleich lange Spiesse für öffentliche und private Spitäler. Nur so erreiche man ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis der Spitalleistungen.

Auch Genf subventioniert viel

Ausserdem fühlen sich Privatkliniken diskriminiert, wenn Kantone ihre öffentlichen Spitäler mit hohen Subventionen unterstützen, aber die privaten Kliniken nicht auf ihren Spitallisten führen. Das ist vor allem in den Kantonen Waadt und Genf der Fall. Ein Gegenbeispiel ist Basel. Dort stehen auch die Privatspitäler auf der Spitalliste.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

image

Luzerner Kantonsspital braucht wohl bald Geld

Die Höhenklinik des Spitals machte 180'000 Franken Verlust - pro Monat. Die Kantonsregierung rechnet damit, dass das Kantonsspital Hilfe braucht.

image

Spital Samedan gehört bald zum Kantonsspital Graubünden

Dadurch werden wohl einzelne Stellen neu ausgerichtet oder aufgehoben. Andererseits dürften in den medizinischen Bereichen rund 20 zusätzliche Stellen entstehen.

image

100 Millionen Franken? Danke, nicht nötig.

Der Kanton Graubünden plante einen Rettungsschirm für notleidende Spitäler und Gesundheits-Institutionen. Die Idee kam schlecht an.

image

LUKS Gruppe baut Verwaltungsrat um

Elsi Meier, Giatgen A. Spinas und Pauline de Vos verlassen das Gremium. Die Nachfolge-Suche hat bereits begonnen.

Vom gleichen Autor

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

image

Medikamente: Diese fünf Irrtümer müssen alle kennen

Epinephrin statt Ephedrin? Solche Verwechslungen können tödliche Folgen haben. Gut zu wissen, wo die grössten Gefahren lauern.