Bundesrat lehnt Initiative ab - Pflegepersonal geht auf die Strasse

Die Landesregierung verzichtet darauf, einen Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative zu unterbreiten.

, 7. November 2018 um 13:54
image
Der Bundesrat empfiehlt die Volksinitiative «Für eine starke Pflege» zur Ablehnung. An seiner Mittwochsitzung hat die Regierung die entsprechende Botschaft verabschiedet, wie sie in einer Mitteilung schreibt.
Die von Pflegeverbänden lancierte Initiative hat zum Ziel, die Pflegeberufe wieder attraktiver zu machen. So sollen unter anderem Pflegefachpersonen ihre eigenverantwortlich erbrachten Leistungen selber mit den Krankenkassen abrechnen dürfen.  
Der Bundesrat ist der Ansicht, dass der bestehende Verfassungsartikel zur medizinischen Grundversorgung ausreichend ist, um die Pflege zu stärken. Die Forderung der Initiantinnen und Initianten nach einer direkten Abrechnung von Pflegeleistungen zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) habe zudem Mehrkosten im Gesundheitswesen zur Folge, so der Bundesrat. 
Dass der Bundesrat auch darauf verzichtet, einen Gegenvorschlag zu erarbeiten, sorgt mancherorts für Unmut. Mit einem Gegenvorschlag hätten sinnvolle Forderungen der Initianten berücksichtigt werden können, schreiben mehrere Spital- und Heimverbände in einem gemeinsamen Communiqué. 
Als nächstes befasst sich das Parlament mit der «Pflegeinitiative». 
Da die ablehnende Haltung schon vor dem definitiven Entscheid durchgesickert war, demonstrierten Pflegefachpersonen am Mittwoch in mehreren Schweizern Grossstädten. Der Bundesrat habe es verpasst, notwendige Massnahmen gegen den Pflegenotstand zu ergreifen. Die Kundgebungsteilnehmenden skandierten: «Wer pflegt mich im Jahr 2030, lieber Bundesrat?»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Fachärztemangel: Wallis will Hürden für ausländische Mediziner senken

Während Städte eine hohe Ärztedichte haben, fehlen Fachkräfte in ländlichen Regionen. Eine Standesinitiative soll das ändern. Die Erfolgschancen sind gering.

image

Pflege plus Integration: Freiburg startet Pilotprojekt

Der Kanton reagiert auf den Pflegepersonal-Mangel mit einer Spezial-Ausbildung: Sie verbindet Sprachunterricht mit beruflichem Einstieg in Pflegeheimen.

image
Die Schlagzeile des Monats

«Niemand kam und sagte: Schön bist du da»

In unserer Video-Kolumne befragen wir Experten aus der Branche zu aktuellen Themen. Diesmal: Alessia Schrepfer, Gründerin und Co-Chefin von WeNurse.

image

Zug verliert seinen beliebten Gesundheitsdirektor an Bern

Gesundheitsdirektoren haben in den Kantonen oft einen schweren Stand. Nicht so der Zuger Martin Pfister. Doch nun geht er in den Bundesrat.

image

Die Ankündigung der Zürcher Spitäler bezüglich Temporärarbeit ist kontraproduktiv

Die Absprache der Zürcher Spitäler, auf Temporärarbeitende zu verzichten, ist kontraproduktiv und gefährdet die Patientensicherheit. Die Temporärarbeit ist ein bewährtes Mittel gegen den Fachkräftemangel, indem Pflegekräfte flexibel bleiben und jederzeit in den Beruf wieder einsteigen können.

image

Seit sechs Jahren im Dienst – aber immer noch nicht anerkannt

In Frankreich sind fast 300 ausländische Ärzte in einen Hungerstreik getreten: Sie protestieren gegen schlechte Löhne und ihre verzögerte Anerkennung.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.