Basler Arzt sorgt für Schlagzeilen

Ein Arzt verspricht mittels einer in der Urologie nicht bekannten Behandlungsmethode mehr sexuelle Leistungsfähigkeit.

, 3. Februar 2020 um 09:35
image
  • urologie
  • praxis
  • ärzte
  • basel
  • paracelsus-klinik
Die Zeitung «Schweiz am Wochenende» berichtet über einen Arzt aus Basel, der mittels Eigenbluttherapie das männliche und weibliche Lustempfinden zu steigern verspricht. Mit Hilfe der PRP-Therapie entnimmt er den Patienten Blut, reichert die Blutplättchen an und spritzt das Blut wieder ein.
Die Methode ist etwa in der Sportmedizin oder bei Rheuma-Erkrankungen bekannt. Aber: «Im Bereich der Urologie ist diese Methode nicht schulmedizinisch anerkannt», zitiert die Zeitung einen Professor für Urologie und Senior Consultant am Basler Unispital (USB). Für ihn ist das Selbstzahlerangebot «ein Versprechen ohne wissenschaftliche Grundlage und es fehlen anerkannte Studien.»

Medizin von der Pharmaindustrie getrieben

Der Arzt aus Basel verspricht auf seiner Webseite mehr Potenz, mehr Ausdauer, eine härtere Erektion, ein längeres und breiteres Genital. Nebst Verbesserung der sexuellen Funktion sowie Steigerung der Orgasmusfähigkeit für Frau und Mann bekämpft er mit seiner Methode Haarausfall, Inkontinenz - und hilft hoffnungslosen Paaren mit Kinderwunsch. Mit modernster Biotechnologie werden die körpereigenen Regenerations- und Heilungskräfte aktiviert, schreibt er. Kosten: zwischen 1’000 und 2’000 Franken.
Die Schulmedizin stütze sich auf Studien, rechtfertigt sich der Arzt gegenüber der «Schweiz am Wochenende», die ihn zusätzlich zum richtigen Namen auch «Dr. Phallus von der Schifflände» nennt. Diese seien jedoch teuer und die heutige Medizin sei von der Pharmaindustrie getrieben. Die hätten kein Interesse an solchen Verfahren und stelle lieber Präparate her. Noch stehe die regenerative Medizin am Anfang, doch sei es die Zukunft der Medizin.

Medizinischer Direktor bei der Paracelsus-Klinik

Der Arzt kam vor rund vier Jahren in die Schweiz. 2016 startete er als Medizinischer Direktor der Appenzeller Paracelsus Klinik Lustmühle, die in der Vergangenheit mit negativen Schlagzeilen zu kämpfen hatte. 2018 eröffnete er eine Praxis in Basel. Seine Methoden sind nicht unumstritten: In Deutschland wurde eine Behandlungsmethode verboten, bei der er Parkinson, Multiple Sklerose, Diabetes und Autismus mit gefrorenen Frischzellen aus Schafsföten therapierte. 
Der Mediziner soll auch ohne Bewilligung der Ärztevereinigung FMH deren Logo verwenden, steht im Artikel weiter zu lesen. Zudem dürfte er unzulässige Werbung geschaltet haben. Für die medizinische Beurteilung sei das Basler Gesundheitsdepartement zuständig. Dieses wollte auf Anfrage der Zeitung aber keine Stellung zum Fall nehmen.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Physioswiss weiss, dass die grosse Mehrheit der Praxen einwandfrei abrechnet»

Trick 7311: Der «K-Tipp» wirft Physiotherapie-Praxen vor, einen zu hohen Tarif abzurechnen. Physioswiss erklärt, was rechtens ist.

image

Bern: Physiotherapie gehört in die integrierte Versorgung

Das Berner Kantonsparlament spricht sich klar für eine Stärkung der Physiotherapie aus: Sie soll in die Notfallstationen integriert werden – und mehr Kompetenzen bekommen. Der Regierungsrat muss dies nun angehen.

image

So will ein Landwirt die Tarifpartner entmachten

Die Hausärzte und Hausärztinnen sollen per Gesetzesänderung besser gestellt werden, verlangt eine Motion: Die Tarifpartner seien dazu nicht in der Lage.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Basler Privatspitäler: Mehr Patienten, mehr Stellen, weniger Pflegetage

Die fünf Basler Privatspitäler behandelten 2024 insgesamt 23’600 Patientinnen und Patienten.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.