Balgrist: Mühen bei der Chef-Suche

Die Universität Zürich muss offenbar nachfassen, um geeignete Kandidaten zu finden für die Nachfolge von Orthopädie-Professor Christian Gerber. Aus diversen Gründen.

, 4. März 2016 um 09:10
image
Christian Gerber, geboren im Mai 1952, wird nächstes Jahr pensioniert. Damit sucht das Zürcher Unispital Balgrist einen ärztlichen Direktor – und zugleich die Universität Zürich einen neuen Inhaber für ihren Orthopädie-Lehrstuhl. Ende letzten Jahres schrieb die Universität die Professur aus. Jetzt musste sie offenbar nachhaken.
Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, forderte der Dekan der medizinischen Fakultät Mitte Februar mögliche Kandidaten persönlich zur Bewerbung auf: «Wir schreiben alle uns in der Schweiz bekannten habilitierten Orthopäden/Orthopädinnen an und möchten Sie einladen, sich zu bewerben», heisst es in dem Brief, der dem Tagi vorliegt.
Gibt es einen Mangel an Bewerbern? Diverse Schwierigkeiten deuten sich jedenfalls an.

  • Zu wenig Schweizer Bewerbungen: Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» erwähnt Rita Fuhrer, die Präsidentin des Vereins Balgrist, dass man sich «sehr» gewünscht habe, «dass sich Schweizer bewerben, deshalb der Brief.»
  • Die grossen Fusstapfen des international berühmten Orthopäden Christian Gerber könnten eine gewisse abschreckende Wirkung haben, so eine weitere Deutung von Rita Fuhrer.
  • Eine ähnliche Interpretation, allerdings mit anderem Unterton, hörte der «Tages-Anzeiger» in (nicht näher bezeichneten) Fachkreisen: Etablierte Orthopäden müssten befürchten, dass Gerber auch nach der Pensionierung noch allzu viel Einfluss ausspielen würde. Konkret: Gerber bleibt nach 2017 im Stiftungsrat der Balgrist-Stiftung und im Verwaltungsrat der Balgrist Campus AG, welche Infrastruktur bereitstellt.

Kommt hinzu, dass in Zürich offenbar eine gewisse Unklarheit über die Rollenverteilung zwischen Orthopäden und Traumatologen herrscht. Die Idee, die beiden Bereiche zusammenzulegen, breitet sich zwar mehr und mehr aus. Sie wurde laut TA auch von Christian Gerber verfolgt – die Uni Zürich steht ihr jedoch ablehnend gegenüber. Obschon auch Hans-Peter Simmen, der Lehrstuhlinhaber für Unfallchirurgie, fast zeitgleich mit Gerber pensioniert wird, soll künftig keine Doppelprofessur eingerichtet werden.

Unfallchirurgie: Kandidaten aus Basel und Deutschland

Der Stand jetzt: Für die Nachfolge von Christian Gerber gebe es Schweizer Kandidaten, sagte Uni-Dekan Rainer Weber. Laut «Tages-Anzeiger»-Informationen bewarben sich auch zwei junge Balgrist-Kaderärzte, allerdings nur mit geringen Chancen.
Und im Rennen um die Professur für Unfallchirurgie seien der Chef-Traumatologe des Unispitals Basel und zwei Kandidaten aus Deutschland im Verfahren. Auch hier habe die Berufungskommission der Universität mögliche Schweizer Bewerber kontaktiert, so Insider gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Der KI-Ticker

Wo Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen verändert

KI am Kantonsspital Baden ++ Jüngere Ärzte sind skeptischer als ältere ++ Durchbruch in der Sepsis-Erkennung ++ Neuer Rollstuhl ++ KI in der Anamnese ++

image

Spital Emmental holt Orthopädie-Spezialisten vom Inselspital

Sebastian Bigdon ist neuer stv. Chefarzt der Klinik für Orthopädie.

image

Schaffhausen: Minus 9,7 Millionen

Auch die Spitäler Schaffhausen schreiben rote Zahlen, vorab wegen ausserordentlicher Abschreibungen.

image

Kantonsspital St. Gallen hat neuen Finanzchef

Bülach, Aarau und jetzt das Kantonsspital St. Gallen. Das sind die Stationen von Martin Banaszak.

image

Oberengadin: Kredit ist «überlebenswichtig»

Die Trägergemeinden des Spitals Samedan sind sich einig: Das Oberengadin braucht eine «qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung».

image

Ein Walliser wird Chefarzt am Inselspital

Der Nachfolger von Klaus Siebenrock als Chefarzt Orthopädische Chirurgie und Traumatologie heisst Moritz Tannast.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.