Atempause bei den Gesundheitskosten

Weniger Spitalbesuche, mehr ambulante Behandlungen – aber teurere Konsultationen: Unterm Strich stiegen die Kosten pro Kopf letztes Jahr um 1,7 Prozent. Spätestens 2019 dürfte die Aufwärtskurve wieder steiler werden.

, 19. September 2018 um 09:53
image
  • gesundheitskosten
  • santésuisse
  • ambulant vor stationär
  • spital
Es zeichnete sich schon seit längerem ab: Die Gesundheitskosten wuchsen letztes Jahr weniger dramatisch als in den Vorjahren. Der Krankenkassenverband Santésuisse rechnet nun vor, dass das Plus 1,7 Prozent erreichte. Und auch für das lautende Jahr 2018 zeichnet sich ein geringerer Kostenanstieg ab. 
Woran lag es? Bei den stationären Spitalleistungen sanken die Grundversicherungs-Kosten pro Kopf letztes Jahr um 3,1 Prozent; dazu trug einerseits der gestiegene Kostenanteil der Kantone bei. Spürbar wurde aber auch der Trend weg von der stationären und hin zur ambulanten Behandlung – mit der Folge, dass die spitalambulanten Leistungen bei den Kassen um 1,4 Prozent höher ausfielen. 

Konstante Konsultationen

Wie Santésuisse weiter vorrechnet, blieb die Zahl der Konsultationen letztes Jahr ziemlich konstant, insbesondere in den Arztpraxen. Auf der anderen Seite stiegen die Kosten pro Konsultation. Am Ende verspürten die Kassen bei den ambulant tätigen Ärzten letztes Jahr einen Kostenanstieg von 2,7 Prozent.
Die Medikamentenkosten pro Versichertem kletterten letztes Jahr etwas weniger steil als 2016 – der Zuwachs war mit 4,6 Prozent aber immer noch beträchtlich. «Aufgrund der im Januar 2015 aufgegebenen Untergrenze des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro hätten die Preise allerdings stark sinken müssen», kommentiert Santésuisse. 

Was tun?

Insgesamt sei die Kostenentwicklung «eine gewisse Atempause». Aber nun gelte es, den Trend langfristig und spürbar dämpfen. Konkret fordert Santésuisse-Direktorin Verena Nold heute an der Pressekonferenz:

  • Tiefere Medikamentenpreise – durch Preisvergleiche mit dem Ausland für alle Medikamente, durch das Kostengünstigkeitsprinzip und die Aufhebung des Territorialprinzips.
  • Pauschaltarife auch im ambulanten Bereich.
  • Kantonsübergreifende Versorgungsplanung.
  • Mehr Effizienz. Dies könne etwa durch weniger Gelegenheitschirurgie sowie mehr Spezialisierung und Koordination bei den Spitälern erreicht werden.
  • Mehr Selbstverantwortung der Versicherten. So sprechen sich die Krankenkassen für Bagatellnotfall-Gebühr im Spital aus.

2018 sollten die Kosten wieder etwas stärker zulegen als letztes Jahr, erwartet Santésuisse. Die Folgen des Tarmed-Eingriffs seien dabei noch nicht ganz klar.
image
Nochmals steiler dürfte der Zuwachs 2019 sein, so die Krankenkassen: «Erfolgt keine Korrektur, ist im kommenden Jahr mit einem Kostenanstieg von über 3 Prozent zu rechnen.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Kanton Luzern prescht vor: Mehr Operationen nur noch ambulant

Ambulant vor stationär: Den Luzernern geht die schweizweit gültige AVOS-Liste zu wenig weit. Er nimmt deshalb selber weitere Eingriffe auf.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

Hoch Health Ostschweiz: Neue geriatrische Tagesklinik

Mit der Tagesklinik in Buchs schafft die Spitalgruppe eine zusätzliche Option für die Betreuung älterer Menschen nach einem Spitalaufenthalt oder bei Einschränkungen im Alltag.

image

Eine ambulante Erfolgsgeschichte: das Ambulante Operationszentrum am Lindenhofspital

Seit der Eröffnung des Ambulanten Operationszentrums im März 2020 steigt die Zahl der Eingriffe – bei höchster Zufriedenheit von Patientinnen und Patienten.

image

Teure Spitäler? Daran liegt es kaum

Eine internationale Analyse zeigt: In der Schweiz ist der Anteil der Spitäler an den Gesundheitskosten tief – und er sinkt. Die Formel «viel stationär = teuer» greift wohl zu kurz.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.