Ärzte machen Medikamente nicht teurer

Der Bundesrat liefert eine überraschende Antwort auf eine alte Streitfrage: Die Selbstdispensation verteuert die Krankenkassen-Kosten nicht – im Gegenteil.

, 21. Mai 2015 um 10:59
image
  • medikamente
  • praxis
  • versicherer
«Ob Arzneimittel vom Arzt direkt abgegeben oder über eine Apotheke bezogen werden, hat auf die Gesamtausgaben der obligatorischen Krankenpflegeversicherung keinen Einfluss»: Dies meldet das Bundesamt für Gesundheit. Das BAG beruft sich dabei auf eine Studie, die vom Institut Polynomics zusammen mit der Helsana durchgeführt wurde. 
Mehr noch: Die Daten bringen gar ein überraschendes Ergebnis ans Licht. Wer seine Medikamente direkt vom Arzt erhält, verursacht geringere Arzneimittelkosten zulasten der Krankenversicherung. In der Debatte war bislang oft das Gegenteil angenommen worden. 

Häufiger Generika

Eine Erklärung des BAG: Bei der Selbstdispensation erhalten die Patienten mehr verschiedene Medikamente und häufiger preiswerte Generika. Dafür verursachten diese Patienten höhere Ausgaben bei anderen Leistungen: «Sie nehmen insbesondere mehr ärztliche Sprechstunden in Anspruch.»
Allerdings: Nicht untersucht wurde, ob die Behandlung angemessen und qualitativ hoch war und wie zufrieden die Patienten waren. 

Volle Klarheit wäre teuer

Wie das BAG weiter schreibt, ergab eine Machbarkeitsstudie, dass eine Aufstellung der effektiven Kosten und Leistungen in den verschiedenen Vertriebskanälen – Spital, Apotheke, Arztpraxis – langwierig und kostspielig wäre.
Da Anreize zur Abgabe von teureren Medikamenten in allen Vertriebskanälen vorhanden sind, wird das Departement des Innern nun prüfen, wie diese unerwünschten Anreize verringert werden können. Ziel ist, den Anteil der preisgünstigen Medikamente, insbesondere der Generika, zu erhöhen. 

Anpassung bis 2017

Die Selbstdispensation durch Ärzte ist in 14 Deutschschweizer Kantonen mit geringen Einschränkungen zulässig, in allen Westschweizer Kantonen und im Tessin jedoch untersagt.
Der Bundesrat habe gestern von der Studie Kenntnis genommen, so die Mitteilung weiter. Die Krankenpflege-Leistungsverordnung wird voraussichtlich auf Anfang 2017 angepasst.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Betrüger verkauften Medikamente mit gefälschter Arzt-Website

Angeblich seriöse Arzt- oder Apotheken-Websites dienen Hackern dazu, illegale Arzneimittel zu verkaufen.

image

Dieser Arzt lebt seit 25 Jahren ohne Stuhl

Stühle seien gesundheitsschädlich, findet der Arzt Martin Oswald (73). Er meidet sie – um gegen Thrombosen, Verstopfung und Krampfadern vorbeugen.

image

«Physioswiss weiss, dass die grosse Mehrheit der Praxen einwandfrei abrechnet»

Trick 7311: Der «K-Tipp» wirft Physiotherapie-Praxen vor, einen zu hohen Tarif abzurechnen. Physioswiss erklärt, was rechtens ist.

image

Bern: Physiotherapie gehört in die integrierte Versorgung

Das Berner Kantonsparlament spricht sich klar für eine Stärkung der Physiotherapie aus: Sie soll in die Notfallstationen integriert werden – und mehr Kompetenzen bekommen. Der Regierungsrat muss dies nun angehen.

image

So will ein Landwirt die Tarifpartner entmachten

Die Hausärzte und Hausärztinnen sollen per Gesetzesänderung besser gestellt werden, verlangt eine Motion: Die Tarifpartner seien dazu nicht in der Lage.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

Vom gleichen Autor

image

Auch das Spital Muri reiht sich ein

Und schreibt einen Verlust von 1,5 Millionen Franken.

image

Viktor 2023: Ein Pflegefachmann macht Hoffnung als Politiker

Patrick Hässig war 18 Jahre Radiomoderator, dann ging er erst in die Pflege – und dann in den Nationalrat. Nun erhielt er den «Viktor» als beliebtester Gesundheitspolitiker.

image

Traditioneller Medinside Frühstücksevent

Verpassen Sie nicht unseren traditionellen Frühstücksevent 25. Oktober 2023 in Zürich. Dieses Jahr mit spannenden Themen und Referenten.