Ärzte beklagen sich über die CSS

Die Tarifverhandlungen zwischen der Walliser Ärztegesellschaft und der CSS-Gruppe sind gescheitert. Nun soll sich die Regierung in den Tarifstreit einschalten.

, 10. Dezember 2019 um 14:19
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Es geht zwar nur um Rappen, könnte man meinen. Doch eigentlich geht es im Walliser Taxpunktstreit um Millionen. Entweder um höhere Prämienbelastungen der Haushalte oder um eine «angemessene» Kostendeckung von Arztpraxen. 
Zwar hat die CSS als einzige Versicherung die Erhöhung des ambulanten Walliser Taxpunktwerts von 82 auf 84 Rappen akzeptiert. Die Walliser Ärztegesellschaft fordert nun aber weiter: Der Tarif soll für freischaffende Ärzte auf 89 Rappen erhöht werden, wie bei den spitalambulanten Behandlungen.

Ärzte schreiben von «Verzögerungsstrategie»

In einer Mitteilung greift die Walliser Ärztegesellschaft VSÄG die CSS nun mit Worten an. Es sei eine «Verzögerungsstrategie» des Luzerner Versicherers. Auch widerspreche die aktuelle Haltung der CSS den Zusagen vor zwei Jahren. Die Ärztegesellschaft hoffe in Zukunft auf «ehrliche partnerschaftliche Verhandlungen».
Die Walliser Ärzte, mit ihrer Präsidentin Monique Lehky Hagen, warnen ferner vor einer qualitativen Verschlechterung der ambulanten medizinischen Versorgung im Wallis. Auch erwägten einige Ärzte, den Kanton unter diesen Rahmenbedingungen in den nächsten Monaten zu verlassen. 

Staatsrat soll erneut entscheiden

Die Versicherer hingegen fürchten in höheren Taxpunktwerten logischerweise einen Prämienschub. Nach erfolglosen Verhandlungen hat der Walliser Staatsrat vor kurzem auf Grund dieser Differenzen den Tarif für freischaffende Ärzte auf 84 Rappen festgesetzt. 
Bei dieser Festsetzung akzeptierte allerdings ausgerechnet nur die CSS Versicherung den Entscheid des Staatsrates. Alle anderen Versicherer und auch die Walliser Ärzte zogen weiter vor Bundesverwaltungsgericht. 
Für die VSÄG soll nun erneut die Regierung ein Machtwort sprechen. Die Ärztegesellschaft hat für das Jahr 2020 bereits die Festsetzung eines adäquaten Taxpunktwerts für die CSS-Versicherung beim Walliser Staatsrat beantragt. 

CSS sieht keinen Grund weiter zu verhandeln 

Die CSS widerspricht den Vorwürfen der Walliser Ärzte. Es ergebe für die CSS in der aktuellen Situation derzeit keinen Sinn, weiter zu verhandeln, heisst es auf Anfrage. Man habe die 84 Rappen als einziger Versicherer akzeptiert - und bereits mit Rückzahlungen von über 2 Millionen Franken begonnen. 
Den Vorwurf, die CSS habe einer Erhöhung des Taxpunktwerts im Jahr 2017 bereits zugestimmt, lässt die CSS so nicht gelten. Man habe damals - mit Blick auf das Prinzip einer progressiven Erhöhung-  lediglich über verschiedene Szenarien gesprochen, sagt Luca Emmanuele zu Medinside, Leiter Einkaufsmanagement bei CSS.
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