Abmagerungstee Esillaa enthält gefährlichen Stoff

Esillaa ist nicht ein angeblich harmloser, rein pflanzlicher Abmagerungstee. Er enthält den gefährlichen – und deshalb verbotenen – Appetitzügler Sibutramin.

, 23. Oktober 2019 um 06:29
image
  • medikamente
  • swissmedic
Weil eine Frau schwere Nebenwirkungen zeigte, kam Swissmedic einem gefährlichen Abmagerungstee auf die Spur: Esillaa. Er wird im Internet als pflanzlicher Tee oder als pflanzliche Kapseln zum Abnehmen angeboten.
Die Laboranalyse des Tees, den die Frau getrunken hatte, zeigte: Im weissen Pulver befan sich auch der Arzneistoff Sibutramin.
Sibutramin ist seit 2010 weltweit verboten. Vor allem im Internet wird der Arzneistoff trotzdem verkauft, meistens undeklariert in angeblich ganz natürlichen Schlankheits­mitteln.
Besonders tückisch ist, dass die illegal verkauften Tees und Pulver oft deutlich mehr Sibutramin enthalten, als früher im rezeptpflichtigen Mittel erlaubt war. Das Risiko für gefährliche Nebenwirkungen (siehe auch weiter unten) ist deshalb besonders hoch.
Ungewiss ist auch, ob Sibutramin zusätzlich noch unerwünschte Wechselwirkungen mit den anderen Zutaten des Tees entfaltet.
Dass ein natürlicher Schlankheitstee nicht so natürlich ist, wie er angepriesen wird, lässt sich unter anderem daran erkennen, dass es für das Produkt im Internet viele Bewertungen gibt, die eine effektive Wirkung bestätigen. Dann liegt der Verdacht nahe, dass das Produkt unzulässige, nicht genannte Zutaten enthält.

Einst als Schlankheitsmittel zugelassen

Sibutramin wurde bis vor neun Jahren als Appetitzügler verwendet. Er war im rezeptpflichtigen Medikament Reductil zugelassen - bis sich zeigte, dass das Mittel erhebliche Risiken mit sich brachte.
Sibutramin wirkt auf das Nervensystem. Es hemmt dort die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin. Das verringert den Appetit und verstärkt das Sättigungsgefühl.
Die Nebenwirkungen reichen von Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Taubheitsgefühlen, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen.
Studien zeigten, dass der Arzneistoff das Herzinfarkt-Risiko deutlich erhöht, der Nutzen jedoch verhältnismässig gering war. In Italien wurden Arzneimittel mit Sibutramin schon 2002 verboten, weil zwei Menschen starben.
2006 hat auch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) Sibutramin als verbotenes Stimulanzium in ihre Liste aufgenommen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Krebsliga will keine Geheimpreise mehr bei Medikamenten

Ausgerechnet die Krebsliga ist dagegen: Der Bundesrat soll künftig keine vertraulichen Rabatte mehr mit der Pharmaindustrie vereinbaren.

image

Fencheltee im Visier von Swissmedic

Das Heilmittelinstitut rät Schwangeren, Säuglingen und Kindern unter 4 Jahren von einer Einnahme ab. Das in Fencheltee enthaltene Estragol könnte die Gesundheit schädigen.

image

Viele neue Krebs-Medikamente haben wenig Nutzen

Besonders enttäuschend erscheinen dabei die Wirkstoffe, die in Europa nach einem beschleunigten Verfahren zugelassen wurden.

image

Der Preisüberwacher fordert tiefere Spitaltarife und offenere Grenzen

Stefan Meierhans präsentiert acht Vorschläge für ein günstigeres Gesundheitswesen.

image

Viktor 2023: «Nur gemeinsam lassen sich Visionen und Lösungen schaffen»

Die Post entwickelt sich zu einem starken Player in der Gesundheitsbranche. Weshalb ihr Engagement für den Viktor bestens dazu passt, erläutert Leiter Branchenlösungen Daniel Vögeli im Interview.

image

Cresomycin: Den Namen muss man sich wohl merken

Jetzt reden sie schon von «Super-Antibiotikum»: Ein Team der Harvard University präsentierte einen Wirkstoff, der zur Waffe gegen multiresistente Bakterien werden könnte.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.