11'100 Ärzte mit ausländischem Diplom

Die FMH hat die neue Ärztestatistik veröffentlicht – und erinnert dabei daran, dass die ausländische Verstärkung entscheidend geworden ist für die medizinische Versorgung: Es sei Zeit zum Handeln.

, 23. März 2016 um 12:30
image
  • ärzte
  • fmh
35‘325: So viele Ärztinnen und Ärzte arbeiteten letztes Jahr in der Schweiz. Das waren knapp 1'000 mehr im Vorjahr. Die Ärztestatistik der FMH, heute erschienen, belegt dabei einmal mehr den kontinuierlich steigenden Frauenanteil.
Zwar stellen die Männer immer noch die Mehrheit – sie machen knapp 60 Prozent des Berufsstandes aus – aber die Frauen haben die Jugendlichkeit und den Nachwuchs für sich: In den Altersklassen unter 40 Jahren sind sie in der Überzahl; ab dem 40. Lebensjahr kippt das Verhältnis zugunsten der Männer.
«Dieses Phänomen dürfte sich künftig noch stärker in der Demographie der Ärzteschaft niederschlagen», deutet die FMH in ihrer Mitteilung, «denn bei den Bildungsabschlüssen in der Humanmedizin überwiegt der Frauenanteil bereits seit zehn Jahren – aktuell liegt er bei 55,7 Prozent.
Der Frauenanteil ist in den Fachrichtungen Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinder- und Jugendmedizin sowie Gynäkologie und Geburtshilfe am höchsten – mit jeweils rund 60 Prozent.
Mit Zahlen über 90 Prozent sind die Männer im Gegenzug in chirurgischen Fachgebieten wie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Thoraxchirurgie und Orthopädische Chirurgie vertreten.
Das durchschnittliche Arbeitspensum der Ärztinnen weicht mit 7,6 Halbtagen pro Woche ebenfalls von demjenigen ihrer Kollegen ab: Mit 9,4 Halbtagen arbeitet der durchschnittliche männliche Arzt quasi vollzeitlich.

Stefanie Hostettler, Esther Kraft: «FMH Ärztestatistik 2015: Zuwanderung grundlegend für Versorgungssystem», in: «Schweizerische Ärztezeitung 12-13/2016», März 2016

Der Anteil der Mediziner mit einem ausländischen Arztdiplom ist 2015 im Vergleich zu 2010 von 25 auf 31,5 Prozent angestiegen. Konkret arbeiten jetzt 11‘138 Ärzte mit einem ausländischen Diplom im Land. Stammte 2010 einer von vier in der Schweiz berufstätigen Ärzten aus dem Ausland, ist es nun praktisch jeder dritte. 
Im «Ärztezeitung»-Beitrag zur diesjährigen Statistik betonen die Spezialistinnen der FMH-Abteilung DDQ denn auch, wie fundamental die Zuwanderung geworden ist für die medizinische Versorgung der Schweiz. Die ausländischen Medizinalpersonen sind mit 37,5 Prozent vor allem im stationären Sektor vertreten; im ambulanten Bereich beträgt ihr Anteil 25,9 Prozent. 

Jetzt sind Massnahmen erforderlich

«Diese Zahlen machen deutlich, dass die medizinische Versorgung in der Schweiz einzig dank der Zuwanderung ausländischer Medizinalpersonen aufrechterhalten werden kann», schreibt die FMH aus Anlass der Publikation: Angesichts von Faktoren wie der Bevölkerungsentwicklung oder der steigenden Zahl chronisch Kranker seien daher Massnahmen erforderlich – etwa der Ausbau der Anzahl Medizinstudienplätze. 
Der vom Bundesrat dafür vorgesehene 100-Millionen-Franken-Zuschuss sei «ein wichtiger Schritt, um den durch mangelnde Ausbildungsanstrengungen in der Schweiz entstandenen und selbstverschuldeten Ärztemangel zu mindern».
image
Grafik und Daten: ©FMH

Die Kantone mit den höchsten Quoten an Ärzten sind allesamt städtisch geprägt: Basel-Stadt mit 10,0 pro 1000 Einwohnern, Genf mit 6,2 und Zürich mit 5,0. Am anderen Ende der Skala stehen ländliche Kantone wie Uri (1,6 Ärzte pro 1000 Einwohner), Appenzell Innerrhoden (1,8) und Obwalden (2,1).
Diese Unterschiede machen die FMH-Statistiker nicht nur auf Kantons-, sondern auch auf Gemeindeebene fest: Die Ärztedichten in städtischen Gemeinden fallen deutlich höher aus als in ländlichen Gemeinden. 
«Und dennoch ist Ärztedichte nicht gleich Ärztedichte», so die FMH-Mitteilung weiter. Kurz gesagt: In den Städten drängeln sich die Spezialisten – in den ländlichen Gemeinden fehlt es hier. Denn in Zentren ist die Dichte an Spezialisten fast doppelt so hoch wie diejenige der Grundversorger. In ländlichen Gemeinden präsentiere sich hingegen das umgekehrte Phänomen, dort überwiegt die Ärztedichte der Grundversorger jene der Spezialisten.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Der IV fehlen die Ärzte – weil niemand dort arbeiten will

Schlechtes Image, andere Kultur: Deshalb hat die IV so grosse Mühe, genug Ärzte und Ärztinnen für die IV-Abklärungen zu finden.

image

Weltweit eines der ersten High-End-Dual-Source-CT-Systeme im Ensemble Hospitalier de la Côte in Morges

Welche Vorteile daraus für die regionale Bevölkerung entstehen, lesen Sie im nachfolgenden Interview mit Dr. Mikael de Rham, CEO vom Ensemble Hospitalier de la Côte (EHC).

image

Schönheitsoperationen: Lieber ins Nachbarland

Weltweit boomt die Schönheitschirurgie. Aber Zahlen zeigen: Schweizerinnen lassen sich lieber im Ausland operieren.

image

Südkoreas Ärzte protestieren - gegen mehr Studienplätze!

In Südkorea streiken die Ärzte. Sie fürchten die Konkurrenz, wenn es wie geplant 2000 Studienplätze mehr geben sollte.

image

Die Liste: Operationen, die für schwangere Chirurginnen unbedenklich sind

In Deutschland hat die Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie eine «Positivliste« veröffentlicht.

image

Urteil: Wer den Doktor fälscht, kann auch nicht seriös als Ärztin arbeiten

Beim «Dr. med.» meint es das Zürcher Verwaltungsgericht ernst: Es untersagt einer Ärztin wegen Falschangaben die eigenverantwortliche Berufsausübung.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.