PDAG: Neue Wege bei Borderline-Behandlung

Die Psychiatrischen Dienste Aargau haben ein neues Kompetenzzentrum für Borderline-Störungen.

, 6. März 2025 um 23:18
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Eine PDAG-Ärztin betreut im neue gegründeten Komptenzzentrum in Windisch eine Patientin. | PD
Die Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) haben ein neues Kompetenzzentrum für Borderline-Persönlichkeitsstörungen für Patienten ab 17 Jahren. Viele Personen mit einer solchen Störung suchen immer wieder den Notfall auf – manche sogar mehrmals pro Woche, wie PDAG-CEO Beat Schläfli in einer Mitteilung erklärt.
«Um ihre starken Emotionen zu regulieren, vergiften sich die Betroffenen häufig mit Medikamenten oder fügen sich teils lebensbedrohliche Verletzungen zu, beispielsweise indem sie Glasscherben schlucken», erklärt Marc Walter, Klinikleiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, in einer Mitteilung
Die Bewältigung dieser Krisensituationen erfordert spezialisierte therapeutische Ansätze. Massnahmen wie eine intensive Überwachung durch 1:1-Betreuung könnten in solchen Fällen sogenannte maladaptive Verhaltensmuster verstärken – also Gewohnheiten oder Reaktionsweisen, die zwar kurzfristig Erleichterung bringen, langfristig jedoch das eigene Wohlbefinden oder soziale Beziehungen beeinträchtigen.

Aus dem Teufelskreis der Krisen

Deshalb setzt das Kompetenzzentrum «auf leitliniengerechte, moderne und individuell angepasste Ansätze», so die Mitteilung. Kurzfristig kämen Patientinnen und Patienten dadurch aus dem Teufelskreis der ständigen Krisen.
«Unser Ziel ist es, den Betroffenen zu helfen, ihre Emotionen besser zu regulieren und Wege zu finden, destruktives Verhalten durch konstruktive Bewältigungsstrategien zu ersetzen», sagt Marc Walter. «Nach einer Phase der Krisenbehandlung sollte am besten eine störungsspezifische Psychotherapie angeschlossen werden.»
Bei den jungen Patientinnen und Patienten ab 17 Jahren erfolgt die Behandlung in Zusammenarbeit mit den Fachpersonen der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.
Neben der Borderline-Persönlichkeitsstörung behandelt das Kompetenzzentrum weitere psychische Erkrankungen, die mit ähnlichen akutpsychiatrischen Verhaltensmustern einhergehen, beispielsweise komplexe posttraumatische Belastungsstörungen, dissoziative Identitätsstörungen sowie Autismus-Spektrum-Störungen.

Auch für Angehörige und Fachpersonen

Um das familiäre Umfeld zu unterstützen, bietet das Kompetenzzentrum spezielle Beratungen und Workshops an. Zudem schulen PDAG-Ärztinnen und Ärzte Fachpersonen in Spitälern und betreuten Wohneinrichtungen, um den Umgang mit Borderline-Patientinnen und Patienten zu standardisieren und zu erleichtern, und geben ihnen konkrete Handlungsempfehlungen.

So äussert sich die Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Erkrankung, die bis zu drei Prozent der Bevölkerung betrifft und durch starke emotionale Schwankungen, Impulsivität und instabile Beziehungen gekennzeichnet ist.
Menschen mit BPS erleben eine quälende innere Anspannung und greifen oft zu selbstschädigendem Verhalten wie Selbstverletzungen oder riskanten Handlungen, um kurzfristig Erleichterung zu finden. Der Anteil an ambulanten respektive stationären psychiatrischen Patientinnen und Patienten, die unter einer solchen Störung leiden, ist mit 10 bzw. 20 Prozent besonders hoch.

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