Ostschweizer Ärzte: Versicherer gegen höhere Entschädigung

Die Ärzte in der «Tarifregion Ost» haben schweizweit die tiefsten Sätze. Eine kürzlich beschlossene Erhöhung des Taxpunktwerts wird von den Krankenversicherern bekämpft.

, 25. Januar 2024 um 11:45
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Ärger in der Tarifregion Ost: Kanton Glarus  |  Bild: Christopher Politano on Unsplash
Der Unmut bei den Ostschweizer Ärzten ist gross: Im gesamtschweizerischen Vergleich erhalten sie für ihre Arbeit am wenigsten. Nun sollten frei praktizierende Ärzte pro Taxpunkt künftig drei Rappen mehr bekommen – was von den Krankenversicherern bekämpft wird.
Auch wenn sie mehr gefordert hatten, so zeigten sich die Ostschweizer Ärztegesellschaften im vergangenen November relativ zufrieden über den Entschluss der Ostschweizer Kantonsregierungen, den Taxpunktwert rückwirkend per Anfang 2021 auf 86 Rappen zu erhöhen. Schon seit 2018 hatten sich die Regierungen, die Ärzteschaft und die Versicherer um eine Erhöhung gestritten.
Zum Vergleich: Genf liegt mit eine Taxpunktwert von 96 Rappen an der Spitze, Zürich ist mit 89 Rappen im Schweizer Durchschnitt.
«Die Erhöhung auf 86 Rappen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings deckt die Anpassung nicht einmal die allgemeine Kostensteigerung der letzten Jahre», sagte damals Jürg Lymann, ehemaliger Chefarzt vom Spital Walenstadt und Präsident der Ostschweizer Ärztegesellschaften, gegenüber dem «Tagblatt».

Einspruch der Versicherer

Und nun das: Gegen die Erhöhung des Taxpunktwertes haben die Versicherer am Bundesverwaltungsgericht Einspruch erhoben, wie die Glarner Ärztegesellschaft gegenüber der «Südostschweiz» in einer Mitteilung schrieb.
Die Glarner Ärztegesellschaft zeigt sich entsprechend verärgert: «Ziel war es, für die Ostschweiz mit den Versicherern einen fairen, realistischen und einheitlichen Taxpunktwert auszuhandeln. Denn dieser Wert gilt seit 2014 unverändert trotz allgemeiner Teuerung und höheren Kosten für Personal und Infrastruktur». Und obwohl die Daten der Ärzte laut Mitteilung einen deutlich höheren Taxpunktwert ergeben hätten, habe die Glarner Ärztegesellschaft «angesichts der momentanen Lage rund um die Prämiensituation» keinen Einspruch gegen den Entscheid der Regierungen auf die Festlegung von 86 Rappen eingelegt.
Den jetzigen Einspruch der Versicherer – laut Mitteilung «namentlich die Einkaufsgemeinschaften Tarifsuisse, HSK und CSS» – bezeichnet die Ärztegesellschaft als «problematisch».
Die Ostschweizer Kantonsregierungen errechneten, wie sich die Erhöhung des Taxpunktwertes auf die Prämien der Krankenkasse auswirkt: je nach Kanton mit einem Anstieg um 0,59 bis 0,75 Prozent. «Die Erhöhung des Taxpunktwertes stärkt jedoch unter anderem die Hausarztmedizin, die im Gesamtsystem kostendämpfend ist», hiess es dazu aber auch.
Zur Tarifregion Ost gehören die beiden Appenzell, Glarus, Graubünden, St. Gallen, Schaffhausen und Thurgau.

Mehr dazu:
Höhere Entschädigung für Ostschweizer Ärzte

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