Die Parkinson-Erkrankung ist längst nicht nur durch motorische Symptome wie Zittern oder Muskelsteifheit geprägt – viele Betroffene leiden auch unter chronischen Schmerzen.
Wie diese Schmerzen besser verstanden und systematisch behandelt werden können, zeigt eine neue Übersichtsstudie, die nun im Fachjournal «The Lancet Neurology» erschienen ist. Mitautor ist Veit Mylius, Leitender Arzt Neurologie am Rehazentrum Valens.
Neues Klassifikationssystem
In Zusammenarbeit mit Michele Tinazzi aus Verona und einem internationalen Team hat Mylius ein Klassifikationssystem für chronische Schmerzen bei Parkinson vorgestellt: das Parkinson’s Disease Pain Classification System (PD-PCS). Dieses unterscheidet Parkinson-assoziierte von Parkinson-unabhängigen Schmerzen – ein zentraler Schritt, um Diagnose und Therapie gezielter zu gestalten.
Advances in diagnosis, classification, and management of pain in Parkinson's disease
Michele Tinazzi 1, Marialuisa Gandolfi 2, Carlo Alberto Artusi 3, Kirsty Bannister 4, Katarina Rukavina 5, Christine Brefel-Courbon 6, Daniel Ciampi de Andrade 7, Santiago Perez-Lloret 8, Veit Mylius 9
Chronische Schmerzen sind bei Parkinson häufig, aber bislang oft schwer einzuordnen. «Unsere Erkenntnisse zeigen, dass ein erkrankungs- und mechanismenbasierter Behandlungsansatz den Weg zur individuellen Therapie ebnet», betont Mylius. Das PD-PCS hilft dabei, Schmerzen zunächst anhand ihrer Verbindung zur Erkrankung zuzuordnen und dann ihre genauen Mechanismen zu bestimmen – etwa, ob sie durch gestörte Nervenbahnen, Muskelverspannungen oder andere Faktoren entstehen.
Schmerztherapie
Ein zentrales Problem in der Behandlung: Schmerzen können Ausdruck sogenannter «Off-Phasen» sein – Zeiträume, in denen die Wirkung der Parkinsonmedikamente nachlässt. Eine genaue medikamentöse Einstellung der Grunderkrankung ist daher essenziell. Darüber hinaus rückt der Review nicht-medikamentöse und invasive Therapien wie die tiefe Hirnstimulation in den Fokus.
Der Therapiealgorithmus, der im Artikel vorgestellt wird, berücksichtigt sowohl Parkinson-typische als auch unabhängige Schmerzformen. Klinische Studien legen zudem zunehmend den Fokus auf Lebensqualität und Alltagsfunktion.