Mammographie: Studie aus Luzern erhärtet den Nutzen von Screening-Programmen

In Kantonen ohne Vorsorge-Angebote finden sich mehr Frauen mit eher grösseren Tumoren sowie eher mit Lymphknotenbefall – also mit schlechteren Heilungschancen.

, 30. September 2024 um 13:41
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KI-Symbolbild: Medinside, gemacht mit Midjourney.
Ein Team der Hirslanden-Klinik St. Anna und des Luzerner Kantonsspitals hat die Tumorgrösse und den Krebsbefall der Achsellymphknoten bei Brustkrebsdiagnosen analysiert – und dies mit der Mammographie-Screening-Landschaft Schweiz verglichen.
Dabei bemerkten die Forscher kleinere Tumorknoten sowie eine niedrigere Rate an Lymphknotenbefall in Kantonen, wo Screening-Programme angeboten werden.
Mammographie-Untersuchungen werden in der Mehrheit der Schweizer Kantone angeboten. Die Screening-Programme eröffnen einen niederschwelligen Zugang für interessierte Frauen. In Kantonen mit einem Vorsorgeprogramm erhalten gesunde Frauen zwischen 50 und 69 Jahren regelmässig eine briefliche Einladung zur Mammographie.
  • A. Gutzeit, P. Dubsky, S. Matoori, T. Plümecke, J .M. Froehlich, R. Bech-Hohenberger, S. Bucher, A. Günthert, B. Grüber-Hoffmann, D.M. Koh, J. Diebold: «Breast cancer in Switzerland: a comparison between organized-screening versus opportunistic-screening cantons», in: ESMO Open, Oktober 2024.
  • doi: 10.1016/j.esmoop.2024.103712
Die Forschungsgruppe unter der Leitung von Andreas Gutzeit (Klinik St. Anna) und Joachim Diebold (LUKS) analysierte 21’500 Fälle von Brustkrebs, die zwischen 2014 und 2020 diagnostiziert worden waren. Der Grossteil der Fälle (19’200) stammte aus Kantonen mit Screening-Programmen. 2’300 Fälle wurden jedoch in den Zentralschweizer Kantonen ohne Screening-Programm diagnostiziert und operiert: in Luzern, Nidwalden, Obwalden und Uri.
Und konkret zeigte sich: Bei den Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren aus Kantonen ohne Screening-Angebot wurden im Schnitt grössere Tumoren festgestellt. Sie hatten weniger Tumore in der kleinsten Kategorie, dafür mehr in den mittleren und grösseren Kategorien. Ausserdem hatten sich hier eher Ableger bereits auf die Lymphknoten ausgebreitet. Hinsichtlich der Streuung in andere Organe gab es jedoch keinen signifikanten Unterschied.

Moderater Unterschied, wichtiges Ergebnis

«Wir konnten in dieser Analyse moderate Unterschiede finden, welche die Vorteile des Mammographie-Screenings mit sehr hoher statistischer Sicherheit zeigen», resümiert der Radiologe Andreas Gutzeit: «Weil die kantonalen Gesundheitssysteme bis auf die Ausnahme des Screenings gut vergleichbar sind, ist die Analyse international einzigartig und analytisch sehr sicher.»
Zu bedenken sei, dass die Rate an Mammographien auch ohne Screening-Programm in vielen Regionen hoch ist. «Der moderate Unterschied ist deshalb ein erstaunliches und sehr wichtiges Ergebnis für die Screening-Programme.»
Brustkrebsspezialistin Susanne Bucher, Co-Chefärztin der Frauenklinik am LUKS, sieht durch die Daten die eigenen Beobachtungen bestätigt: «Im Rahmen des Austausches der zertifizierten Brustzentren konnten wir vor allem die Unterschiede im Lymphknotenbefall zwischen den Regionen immer wieder beobachten.»
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