Mammografie: KI findet 20 Prozent mehr Tumore

Eine schwedische Studie zeigt, dass künstliche Intelligenz die Zahl der entdeckten Tumore deutlich steigern und zugleich die Arbeitslast von Radiologen verringern kann.

, 3. August 2023 um 13:40
image
KI erkennt auch subtilste Veränderungen auf den Mammografie Bildern. | Unsplash
Eine künstliche Intelligenz (KI), die auf die Erkennung von Tumoren in der Mammografie trainiert wurde, hat in einer randomisierten Studie Radiologen geholfen, die Zahl der entdeckten Tumore um 20 Prozent zu steigern. Zugleich konnte der Arbeitsaufwand der Radiologen um 43 Prozent gesenkt werden. Die Zwischenergebnisse der Studie wurden jetzt in «Lancet Oncology» vorgestellt. Unklar ist bislang, ob auch die Zahl der Intervall­tumore sinkt oder lediglich vermehrt harmlose Tumore gefunden wurden. Diese Erkenntnisse würden erst in einigen Jahren fest­stehen.

Mammografie als ideales Einsatzgebiet

Laut den Studienautoren sei die Mammografie ein ideales Einsatzgebiet für die künstliche Intelligenz, da die Software in der Lage sei, subtilste Veränderungen in den radiologischen Bildern der Brustdrüse zu erken­nen. Zugleich könnten die Radiologen bei einer kognitiv schwierigen Aufgabe entlastetet werden.

Ersteinschätzung durch KI

In der schwedischen MASAI-Studie (Mammography Screening with Artificial Intelligence) wird derzeit unter­sucht, ob KI die Ergebnisse der Mammografie verbessern kann. Zwischen April 2021 und Juli 2022 wur­den 80'033 Frauen im Alter von 40 bis 80 Jahren auf zwei Gruppen randomisiert. In einer Gruppe wurden alle Aufnahmen von zwei Radiologen begutachtet, in der zweiten Gruppe warf zunächst die KI einen Blick auf die Bilder. Nur wenn die KI das Risiko mit 10 einstufte, wurden die Bilder von zwei Radiologen angeschaut, in den anderen Fällen wurde die Einschätzung der KI nur von einem Radiologen überprüft. Das Ergebnis: In der KI-Gruppe wurden etwa 20 Prozent mehr Karzinome entdeckt, ebenso war die Zahl der Tumore im Stadium T1 in dieser Gruppe höher.

Gefahr der Überdiagnose?

Der Epidemiologe Nereo Segnan von CPO Piemonte stellt die Möglichkeit in den Raum, dass das KI-gestützte Screening viele Tumore entdeckt hat, die sich nicht weiter entwickelt hätten. Tatsächlich war die Zahl der In-situ-Krebserkrankungen (60 versus 38) in der KI-unterstützten Gruppe höher.

Radiologen werden entlastet

Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich, dass die KI die Zahl der Befundungen durch die Radiologen gesenkt hat. Diese mussten in der KI-unterstützten Gruppe 46 345 Bilder ansehen gegenüber 83'231 in der Kontrollgruppe. Dies bedeutet eine Reduzierung der Arbeitslast um 44,3 Prozent.
  • künstliche intelligenz
  • krebs
  • studie
  • radiologie
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Spezalisierte Reha: Bedarf soll deutlich steigen

Die Studie prognostiziert, dass die Nachfrage in den nächsten 25 Jahren um gut 40 Prozent wachsen wird – zumal in der geriatrischen, muskuloskelettalen und internistisch-onkologischen Rehabilitation.

image

Zu kurze Pausen zwischen Schichten kosten Gesundheit – und Geld

Eine Studie beim Spitalpersonal in Norwegen belegt: Weniger als elf Stunden Ruhe führen zu mehr Krankheitsausfällen – und treiben die Kosten in die Höhe.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Für die Zweitmeinung zu Dr. KI? Kein Problem.

Die meisten Menschen können sich vorstellen, medizinischen Rat bei einem Chatbot zu holen. Und eine klare Mehrheit findet, dass die Ärzte KI-Unterstützung haben sollten. Dies besagt eine Erhebung in Deutschland.

image

Taurin taugt wohl doch nicht als «Lebenselixir»

Vor zwei Jahren galt Taurin als mögliches Anti-Aging-Wunder. Nun bremsen Forschende aus Baltimore die Erwartungen.

image

Vom Tippen zum Denken: medizinische Berichtserstellung neu gedacht

Der Moment, in dem alles Klick macht.

Vom gleichen Autor

image

Lohnrunde in Berner Spitälern: Insel Gruppe steigert, Regionalspitäler zurückhaltend

Nach der Nullrunde 2025 erhalten die Mitarbeitenden der Berner Spitäler 2026 leichte Lohnerhöhungen – mit deutlichen Unterschieden zwischen der Insel Gruppe, Kliniken und Regionalspitälern.

image

UPK Basel: Wechsel an der Spitze

Nach 14 Jahren tritt Konrad Widmer als Präsident der Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel zurück. Katja Schott-Morgenroth übernimmt den Vorsitz, Jürg Nyfeler rückt in den Verwaltungsrat nach.

image

Obwalden führt Entschädigung für Bereitschaftsdienst ein

Hausärzte, die im ambulanten Notfalldienst Patienten betreuen, erhalten künftig eine stündliche Entschädigung. Der Schritt soll die Attraktivität des Standorts erhöhen.