LUKS: Kameras statt Sitzwachen, Visiten per Video

Die LUKS Gruppe startet mit «Virtual Care» ein Modell, das Betreuung unabhängig vom Aufenthaltsort ermöglichen soll.

, 8. April 2025 um 08:02
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Virtual Care Unit mit Videotechnik-Wagen für Telehealth und Stationäres Remote Monitoring. Bild: zvg
Die Luzerner Kantonsspitalgruppe geht neue Wege in der Patientenversorgung: Mit dem Programm «Virtual Care» bringt sie medizinische Betreuung dorthin, wo sich die Patienten gerade befinden – ob im Spital oder zu Hause.
Ermöglicht wird das durch eine Kombination aus Videotechnik, tragbaren Mess-geräten und digital vernetzter Pflege.
Seit März ist in Luzern dafür ein speziell geschultes Team im Einsatz. Sechs «Virtual Care Nurses» überwachen rund um die Uhr Gesundheitsdaten, werten sie aus und reagieren bei Bedarf. Die erfassten Werte – etwa Vitalzeichen oder EKG-Kurven – fliessen in Echtzeit ins Klinikinformationssystem Epic.
Die Technologie ersetzt nicht die persönliche Betreuung, sie ergänzt und erweitert sie, so das Argument. «Davon profitieren nicht nur die Patientinnen und Patienten, sondern auch das Personal in den Spitälern», sagt António Braizinho, der das Programm bei der LUKS-Gruppe leitet.

Frühwarnsystem

Ein erstes Einsatzgebiet ist das stationäre Remote Monitoring: Dabei werden EKG-Kurven und Vitalparameter von Patienten mit kardiologischen Problemen erfasst und in Echtzeit überwacht. Im Bedarfsfall kann sofort Alarm ausgelöst werden. Zudem wird das Monitoring der Neurorehabilitation nach einem Schlaganfall nun über Telesitting realisiert. Für die visuelle Überwachung wird ein Video-Überwachungssystem genutzt.
Weitere Einsatzmöglichkeiten werden derzeit geprüft – etwa für Sitznachtwachen im Spital.
Michael Döring, Chief Nursing Officer der LUKS Gruppe, sieht in der Digitalisierung vor allem auch eine Entlastung für den Pflegealltag: «Virtual Care ist eine grosse Chance für die Pflege. Digitale Lösungen ermöglichen es uns, unsere Patienten gezielter und individueller zu betreuen. Das verbessert nicht nur die Sicherheit, sondern entlastet auch unser Pflegepersonal.»

Neonatologen auf Knopfdruck

In einem nächsten Schritt soll das Programm auf weitere Bereiche ausgeweitet werden – unter anderem auf die sogenannte Tele-Neonatologie. Bei Geburten in Spitälern ohne Neonatologie sollen Fachärzte des Kinderspitals Zentralschweiz per Video zugeschaltet werden. Das soll helfen, in kritischen Situationen rasch die nötige Expertise verfügbar zu machen. Vorgesehen ist der Einsatz unter anderem in Sursee und am Kantonsspital Uri.
Auch das Projekt «Hospital@Home» steht kurz vor der Umsetzung: Nach bestimmten Eingriffen könnten Patienten früher nach Hause entlassen werden – mit digitaler Überwachung und regelmässigen Videovisiten durch das Spitalteam.

Blick nach vorn

Längerfristig könnten Wearables zur Überwachung chronisch erkrankter Menschen eingesetzt werden. Auch präventive Gesundheitsüberwachung ist im Gespräch – derzeit aber noch Zukunftsmusik.
«Die Digitalisierung verändert die Gesundheitsversorgung grundlegend. Mit Virtual Care schaffen wir eine neue Dimension der Patientenbetreuung – flexibel, vernetzt und effizient», sagt Katrin Hoffmann, Chief Medical Officer der LUKS Gruppe.
  • Die technische Umsetzung von Virtual Care erfolgt in Zusammenarbeit mit den Partnern Epic, NESA Solutions und Masimo International Sàrl.
  • Voraussetzung für solche Umsetzungen ist die nahtlose Integration der technologischen Lösung ins bestehende Klinikinformationssystem Epic. So wird sichergestellt, dass sowohl die Anwender als auch die Patienten mit nur einer einzigen, durchgängigen Applikation arbeiten.

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