Komplementärmedizin auf dem Rückzug? Nein: Die Spitäler ergänzen ihr Angebot

Die Klinik Hirslanden Zürich wird zur «Integrativen Klinik»; im Waadtland eröffnet ein Spital ein Zentrum für Komplementärmedizin eröffnet; das Unispital Basel kooperiert mit der anthroposophischen Klinik Arlesheim.

, 17. Dezember 2024 um 12:56
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Bei der Akupunktur werden feine Nadeln in spezifische Bereiche der Haut und in das darunter liegende Gewebe gestochen. Die Stimulation dieser speziellen Akupunkturpunkte soll die Lebensenergie zum Fliessen bringen. Bild: Unsplash
Die Klinik Hirslanden Zürich wurde Anfang Dezember als erste Klinik im Grossraum Zürich mit dem Zertifizierungslabel «Integrative Kliniken» für das Fachgebiet Allgemeine Innere Medizin ausgezeichnet.
Dieses Qualitätslabel des Vereins «Integrative-Kliniken.ch» soll eine qualitätsgesicherte Versorgung in diesem Bereich garantieren. Die Behandlungen werden von der spezialisierten Partnerinstitution JIVITA durchgeführt.
Neben der Klinik Hirslanden ist das Gesundheitszentrum Fricktal von «integrative-kliniken.ch» zertifiziert. Zu den Mitgliedern zählen ausserdem: Klinik Arlesheim, Gesundheitszentrum Unterengadin (CSEB), Zentrum für Integrative Medizin, Kantonsspital St. Gallen, Zentrum für Integrative Pädiatrie HFR Freiburg, Gesundheitszentrum Fricktal, Klinik Schützen Rheinfelden, Jivita Komplementärmedizin Bethanien und Centre de Médecine Intégrative et Complémentaire, Centre Hospitalier Universitaitre vaudois.
Für die Klinik Hirslanden sei die Zertifizierung «eine logische Ergänzung des bereits seit Jahren verfolgten Ansatzes des Continuum of Care, wonach Patienten ganzheitlich in ihrer Gesundheit begleitet werden», heisst es in der Mitteilung. Direktor Marco Gugolz betont: «Unsere Patienten können in jeder Phase ihrer Behandlung auf ein interprofessionelles Fachärzte-, Therapeuten- sowie Pflegeteam zählen, welche miteinander den individuellen Behandlungsplan jedes Patienten beraten und bestimmen.»
Zukünftig soll das komplementärmedizinische Angebot auf weitere Abteilungen ausgeweitet werden.

KSSG, USB, Klinik Arlesheim

Ein Vorreiter im Bereich Integrative Medizin war das Kantonsspital St. Gallen. Bereits 2009 eröffnete es ein Zentrum für Integrative Medizin.
Ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Schul- und Komplementärmedizin ist die Kooperation zwischen dem Universitätsspital Basel und der anthroposophischen Klinik Arlesheim. Patienten des USB, die an alternativmedizinischen Verfahren interessiert sind, werden nach Arlesheim überwiesen, während Patienten der Klinik Arlesheim von der schulmedizinischen Expertise des USB profitieren.
Darüber hinaus arbeiten beide Institutionen bei einer klinischen Studien zusammen: In der ISCA-CHECK-Studie werden derzeit Sicherheit und immunologische Effekte einer Therapie aus schulmedizinischer Immuntherapie und Mistelbehandlung untersucht.
Und auch die Établissements hospitaliers du Nord vaudois eröffnen dieser Tage ein Zentrum für integrative Medizin – mit Angeboten wie Hypnose und Homöopathie.
«Komplementärmedizin – Hokuspokus oder heilsame Ergänzung?»: Beitrag der SRF-Sendung «Puls» vom 16. Dezember 2024.
Besucht wird das Spital Zollikerberg. Das Regionalspital mit einem öffentlichen Leistungsauftrag bietet nebst der medizinischen Grundversorgung auch komplementärmedizinische Therapien an.

  • «Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»
SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.


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