Immuntherapie: Wie Gewebe die Tumorbekämpfung unterstützt

Forschende des KSSG und der Uni Zürich haben Bindegewebszellen entdeckt, die tumorbekämpfende Zellen unterstützen und so die Wirkung von Immuntherapien steigern könnten.

, 30. Dezember 2024 um 05:00
image
Lucas Onder und Burkhard Ludewig vom Kantonsspital St.Gallen. Bild: zvg
Damit eine Immuntherapie bei Lungenkrebs erfolgreich ist, müssen Immunzellen präzise zu den Krebszellen im Tumorgewebe gelangen. Forschende des Kantonsspitals St. Gallen und der Universität Zürich haben entdeckt, dass spezielle Strukturen im Tumorgewebe, gebildet von bestimmten Bindegewebszellen, dabei eine zentrale Rolle spielen.
Diese «Infrastrukturzellen» beeinflussen, wie gut Immunzellen ihre Aufgabe erfüllen können. Die Ergebnisse der Studie wurden im November 2024 in der Fachzeitschrift «Cell »veröffentlicht.
Das Team um Burkhard Ludewig vom Kantonsspital St.Gallen untersuchte, wie Immunzellen mit Bindegewebszellen zusammenarbeiten, um Tumorzellen zu bekämpfen. «Die Immuntherapie hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, insbesondere bei Lungenkrebs. Allerdings sind wichtige grundlegende Strukturen und Prozesse, die die T-Zellen im Tumorgewebe steuern, noch nicht ausreichend bekannt», wird Ludewig in einer Mitteilung des KSSG zitiert. Ohne diese Unterstützung bleiben viele der grundlegenden Prozesse, welche die Immunzellen steuern, ungenutzt.

  • Fibroblastic reticular cells generate protective intratumoral T cell environments in lung cancer
Lucas Onder, Chrysa Papadopoulou, Almut Lütge, Hung-Wei Cheng, Mechthild Lütge, Christian Perez-Shibayama, Cristina Gil-Cruz, Angelina De Martin, Lisa Kurz, Nadine Cadosch, Natalia B. Pikor, Regulo Rodriguez, Diana Born4 , Wolfram Jochum, Pawel Leskow, Andre Dutly, Mark D. Robinson, Burkhard Ludewig

Lucas Onder, Erstautor der Studie sagt dazu: «Ohne die richtige Infrastruktur können die T-Zellen auch bei optimaler Immuntherapie nicht zu den bösartigen Zellen vordringen und das Tumorwachstum bremsen oder den Krebs ganz zum Verschwinden bringen». Um die entsprechenden Strukturen beim menschlichen Lungenkrebs zu untersuchen, analysierten Onder und das Team des Medizinischen Forschungszentrums am Kantonsspital St. Gallen die Genaktivität einzelner Zellen.
Im präklinischen Mausmodell konnte bestätigt werden, dass das dreidimensionale Netzwerk der Bindegewebszellen im Tumorgewebe die Wirksamkeit immuntherapeutischer Behandlungen bestimmt.
An dem Forschungsprojekt waren das Medizinische Forschungszentrum, die Klinik für Thoraxchirurgie und das Institut für Pathologie des Kantonsspitals St.Gallen sowie eine Gruppe von Forschenden um Mark Robinson vom Departement für Molekulare Lebenswissenschaften der Universität Zürich beteiligt. Das Projekt wurde vom Schweizerischen Nationalfonds, dem Europäischen Forschungsrat und der Krebsforschung Schweiz unterstützt.
    Artikel teilen

    Loading

    Kommentar

    Mehr zum Thema

    image

    Schweizer Assistenzärzte: Viele Ruhetage, aber geringe Work-Life-Balance

    Eine Studie zeigt: Im europäischen Vergleich haben Schweizer Assistenzärzte zwar mit am meisten Ruhetage pro Monat – zugleich klagen sie überdurchschnittlich oft über ihre Work-Life-Balance.

    image

    Ambulantisierung: Neues OP-Zentrum in Thun

    Die Spital STS AG eröffnet 2027 ein Operationszentrum mit vier Sälen. Damit schafft sie zusätzliche Kapazitäten und verlagert ambulante Fälle aus dem Spital Thun.

    image

    Integrative Angebote bleiben Sache der Kantone

    Der Ständerat widersetzt sich neuen Vorgaben im Gesundheitswesen. Viele Kantone verfügen ohnehin über integrative Angebote.

    image

    Wie die Tessiner Kantonsspitäler 1300 stationäre Fälle verlagern wollen

    Die Ente Ospedaliero Cantonal testet mit der Einkaufsgemeinschaft HSK ein Tarifmodell, das viel mehr Eingriffe vom stationären in den ambulanten Bereich drängen soll.

    image

    Jetzt definitiv: Sparhammer im Waadtländer Gesundheitswesen

    Nach einer mehrstündigen Debatte beschloss das Kantonsparlament in Lausanne, dass Regionalspitäler, Gesundheitszentren, Pflegeheimen und Angehörigenpflege zu sparen.

    image

    «Historische Abstimmung»: Weg frei für neues Kantonsspital im Jura

    Das Hôpital du Jura beantragte eine Garantie über 95 Millionen Franken für ein neues Spital in Délémont. Nach der Regierung gab nun auch das Parlament grünes Licht.

    Vom gleichen Autor

    image

    Lohnrunde in Berner Spitälern: Insel Gruppe steigert, Regionalspitäler zurückhaltend

    Nach der Nullrunde 2025 erhalten die Mitarbeitenden der Berner Spitäler 2026 leichte Lohnerhöhungen – mit deutlichen Unterschieden zwischen der Insel Gruppe, Kliniken und Regionalspitälern.

    image

    UPK Basel: Wechsel an der Spitze

    Nach 14 Jahren tritt Konrad Widmer als Präsident der Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel zurück. Katja Schott-Morgenroth übernimmt den Vorsitz, Jürg Nyfeler rückt in den Verwaltungsrat nach.

    image

    Obwalden führt Entschädigung für Bereitschaftsdienst ein

    Hausärzte, die im ambulanten Notfalldienst Patienten betreuen, erhalten künftig eine stündliche Entschädigung. Der Schritt soll die Attraktivität des Standorts erhöhen.