«Nächstes Jahr steigen die Krankenkassen-Prämien wie dieses Jahr nochmals um sechs Prozent»: Das prognostizierte das Vergleichsportal Comparis.
«Kein Polster mehr zum Abfedern»
Comparis-Sprecher Felix Schneuwly und etliche andere Medien begründeten den Anstieg: Die Versicherungen hätten kein Polster mehr, um Kostenschwankungen abzufedern, weil der Bundesrat die Kassen seit 2021 dazu gezwungen habe, ihre Reserven abzubauen.
Die Konsumentenzeitschrift «K-Tipp» widersprich. «Die Krankenkassen verfügen sehr wohl über enorme Geldpolster. Ende 2020 erreichten die Reserven aller Kassen rekordhohe 12 Milliarden Franken. Das ist doppelt so viel Geld, wie sie laut ihren eigenen Berechnungen für schlechte Jahre hätten sparen müssen.»
Laut K-Tipp haben neun der zehn grössten Versicherer immer noch hohe überschüssige Reserven:
Concordia: 555 Millionen
Visana: 553 Millionen
Helsana: 537 Millionen
CSS: 421 Millionen
Sanitas: 150 Millionen
Vivao Sympany: 121 Millionen
KPT: 94 Millionen
Swica: 88 Millionen
Groupe Mutuel: 74 Millionen
Assura: –170 Millionen
Felix Schneuwly widerspricht allerdings der Behauptung, dass die Krankenkassen aufgrund dieser Reserven «im Geld schwimmen».
Die Reserven würden bloss etwa vier Monatsprämien entsprechen. Ausserdem würden die Versicherten auch von den Kapitalerträgen aus diesen Reserven profitieren, und zwar mehr als wenn die Versicherer sich verschulden müssten.
«Hysterie bringt Prämienschock»
Schneuwly dreht gar den Spiess um: «Genau diese politische Hysterie um die Reserven und der dadurch politisch erzwungene Reservenabbau provoziert nun zum dritten Mal einen Prämienschock, der vermeidbar gewesen wäre.»
Und weiter: «Das ist übrigens im privaten Haushalt auch so: Wer mehr Geld ausgibt als einnimmt, wird entweder mehr Lohn brauchen oder weniger ausgeben müssen, sobald das Konto leer ist.» Sein Fazit zur Forderung an die Kassen, die Prämienerhöhung mit der Auflösung von Reserven abzufedern, lautet denn auch: «Man kann ja Fehler machen, sollte die gleiche Fehler aber nicht mehrmals wiederholen.»
Quelle: Economiesuisse mit Daten von BAG und Comparis