Einkommensabhängige Prämien finden breite Unterstützung

Eine repräsentative Erhebung von «Le Temps» zeigt: Viele Bürgerinnen und Bürger zweifeln an Fairness, Datensicherheit und der Rolle des Staates im Gesundheitssystem.

, 13. November 2025 um 11:23
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Sursee, 25. Oktober 2025: Die Delegierten der SP lancieren die Initiative für einkommensabhängige Krankenkassenprämien |  Bild: SP Schweiz.
Die Experten sind sich ja einig: Das Schweizer Gesundheitssystem ist top. Aber in der Bevölkerung gibt es offenbar auch eine gewisse Skepsis. Dies deutet jedenfalls eine repräsentative Umfrage an, die «Le Temps» am Donnerstag veröffentlicht hat. Danach denken 53 Prozent der Menschen im Land, dass es einen ungleichen Zugang zur Versorgung gibt, und 49 Prozent meinen, dass Ungleichheit bei der Behandlungsqualität herrscht.
Eine Aussage der «Le Temps»-Umfrage dürfte der SP-Spitze: Eine recht solide Mehrheit von 61 Prozent möchte, dass sich die Krankenkassenprämien nach dem Einkommen richten. Die Sozialdemokraten haben soeben eine Initiative lanciert, die genau das in die Bundesverfassung schreiben will.
Andererseits spricht sich die Hälfte der Befragten (50 Prozent) für Prämien aus, die das Gesundheitsverhalten berücksichtigen, also beispielsweise Bewegung belohnen und Tabakkonsum bestrafen.
Dazu wiederum passt eine andere Erkenntnis der «Le Temps»-Erhebung: Eine Zweidrittelsmehrheit (64 Prozent) ist der Meinung, dass die Menschen selber verantwortlich sind für die Prävention. Hier zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Sprachregionen: 71 Prozent der Deutschschweizer und 63 Prozent der Tessiner setzen auf Eigenverantwortung – aber nur 48 Prozent in der Romandie. Bei der Frage, ob der Bund sich stärker um die Gesundheit kümmern sollte, herrscht eine gewisse Unentschlossenheit: 54 Prozent finden, dass die Gesundheit in die Bundesverfassung gehört. Und auch hier zieht sich ein Graben durchs Land, denn gut 70 Prozent in der Romandie und im Tessin sprechen sich für einen solchen Verfassungsartikel aus, aber nur 47 Prozent in der Deutschschweiz. Eine eigene Bundesgesetzgebung zur Gesundheit erhält 48 Prozent Zustimmung.
Eine gewisse Skepsis scheint auch bei den Fragen zur Digitalisierung des Gesundheitswesens vorzuherrschen: Etwa die Hälfte sagt, dass sie digitale Gesundheitsanwendungen nutzt. Aber nur Minderheiten finden, dass die Daten sehr sicher sind. Das höchste Vertrauen in Sachen Datensicherheit geniessen noch die Leistungserbringer (45 Prozent), aber der Staat (19 Prozent Vertrauen) und die Versicherer (4 Prozent) erhalten doch enttäuschende Noten. Und 28 Prozent kreuzten bei der Frage, wem sie digital vertrauen, an bei: «keinem».
Die Erhebung wurde vom Institut M.I.S Trend im Oktober unter 1349 repräsentativ ausgewählten Personen durchgeführt.
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