Ein Therapie-Chatbot kann bei psychischen Erkrankungen helfen

Zum ersten Mal zeigt eine Studie, dass ein Chatbot die Symptome von Depressionen und Angstzuständen lindern kann.

, 9. April 2025 um 13:35
image
Symbolbild: Cash Macanaya/Unsplash.
Chatbots mit generativer künstlicher Intelligenz (Gen-AI) könnten dereinst personalisierte und wirksame Behandlungen der psychischen Gesundheit ermöglichen. Eine neue Studie hat einen von Experten fein abgestimmten Gen-AI-Chatbot, einen so genannten Therabot, für die Behandlung psychischer Erkrankungen getestet.
Die Studie belegt die die Wirksamkeit eines solchen, ausschliesslich auf generativer KI basierenden Instruments bei der Behandlung bestimmter psychischer Störungen.
  • Heinz MV, Mackin DM, Trudeau BM, Bhattacharya S, Wang Y, Banta HA, Jewett AD, Salzhauer AJ, Griffin TZ, Jacobson NC: «Randomized Trial of a Generative AI Chatbot for Mental Health Treatment», in NEJM AI, März 2025.
  • DOI: 10.1056/AIoa2400802
Die Studie, die in der Zeitschrift «NEJM AI» des «New England Journal of Medicine» veröffentlicht wurde, untersuchte 210 Erwachsene mit klinisch signifikanten Symptomen einer schweren Depression, einer generalisierten Angststörung oder einem hohen Risiko für Essstörungen. Die Teilnehmer wurden in eine Gruppe eingeteilt, die vier Wochen lang von der Interaktion mit dem Chatbot profitierte, und in eine Kontrollgruppe, die auf eine Warteliste gesetzt wurde. Eine Nachuntersuchung wurde acht Wochen nach Beginn des Experiments durchgeführt.

Verbesserung der Symptome

Die Ergebnisse sind ermutigend: Die depressiven Symptome gingen in der Interventionsgruppe doppelt so stark zurück wie bei den Kontrollpersonen. Auch Angstzustände und Risikofaktoren für Essstörungen gingen deutlich zurück.
Noch besser: Die beobachteten Vorteile blieben auch vier Wochen nach Ende der Intervention erhalten oder wurden sogar noch verstärkt.

Atypische therapeutische Beziehung

Die Teilnehmer verbrachten während des Monats durchschnittlich mehr als sechs Stunden mit dem Chatbot, was auf ein hohes Engagement hindeutet. Viele gaben sogar an, dass sie eine gute therapeutische Beziehung hatten, die mit der Beziehung zu einer menschlichen Fachperson vergleichbar war.
Diese ersten Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven. Da sie eine personalisierte Behandlung in grossem Massstab ermöglichen, könnte sich ein solches Instrument als besonders nützlich in Gebieten erweisen, in denen es zu wenig Psychiater gibt, oder für Menschen, die Schwierigkeiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung haben.

Was ist generative künstliche Intelligenz?

Generative künstliche Intelligenz sind KI-Systeme, die neue Inhalte schaffen können – wie Texte, Bilder oder Musik – basierend auf den Daten, mit denen sie trainiert wurden.
Diese Systeme lernen Muster und Strukturen aus grossen Datenmengen und können dann kreativ sein, indem sie ähnliche Inhalte erzeugen. Herkömmlichen KI-Systeme beschränken sich auf vorgegebene Aufgaben wie Klassifikation oder Vorhersage. Bekannte Beispiele für generative KI sind Sprachmodelle wie ChatGPT, die Texte generieren können, Bildgeneratoren wie DALL-E oder Midjourney und Musikgeneratoren wie MusicLM.

  • psychiatrie
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Berner Hausärzte müssen psychische Notfälle übernehmen

Die Hausärzte des Notfalldiensts der Region Bern befürchten, dass ihre Einsätze stressreicher werden. Denn sie müssen künftig die Notfall-Psychiater ersetzen.

image

Todesfall wirft Fragen zur Zulassung ausländischer Ärzte auf

Rund 3000 Ärzte arbeiten in der Schweiz ohne offiziell anerkanntes Diplom. VSAO-Präsident Severin Baerlocher fordert im «Tagesanzeiger», den Ärztebestand vorrangig mit hier ausgebildeten Fachkräften zu sichern.

image

Neuer Standort: Klinik Teufen ist jetzt auch Klinik Zürich

Psychische Hilfe ohne lange Wartezeiten – das will die Klinik Teufen Group mit einem neuen psychosomatischen Zentrum in Zürich-Altstetten bieten.

image

Psychiatrie-Fusion im Kanton Bern: Münsingen und Bern werden eins

Der Berner Regierungsrat hat grünes Licht für die Fusion der beiden grössten psychiatrischen Kliniken der Schweiz gegeben.

image

Barbara Schunk wird CEO der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern

Die heutige CEO der Psychiatrie Baselland übernimmt im Frühsommer 2026 das Ruder bei den UPD. Sie wurde als ausgewiesene Expertin für Bau, Digitalisierung und Sanierung engagiert.

image

Antwort auf «Mental Health Crisis»: Neue Stiftung sucht andere Therapien

Die Consciousness & Mental Health Foundation startet ein Ausbildungs- und Forschungsprogramm zu neuen Behandlungsformen. Damit soll Genf zu einem internationalen Bezugspunkt für Innovation in der Psychiatrie werden.

Vom gleichen Autor

image

KIS: Das Freiburger Spital entscheidet sich für Schweizer System

Die Kantonsspitalgruppe HFR und das Freiburger Netzwerk für psychische Gesundheit hatten eine Ausschreibung für ein neues Klinik-Informationssystem durchgeführt. Das Angebot der Firma Cistec erhielt den Zuschlag – eine Premiere in der Westschweiz.

image

Gehälter von KVG-Managern «haben inakzeptable Höhen erreicht»

Die Kommission für soziale Sicherheit des Nationalrats kritisiert die hohen Gehälter einiger Krankenkassenmanagern und schlägt eine gesetzliche Deckelung vor.

image

Kantonsspital Neuenburg investiert in Maternité

Diverse Neuerungen sollen die Zukunft der Entbindungsstation am Standort Pourtalès sichern: Elternzimmer, physiologischer Geburtsraum, verstärkte perinatale Betreuung.