«Jede Minute Sitzen auf einem Stuhl verkürzt das Leben», lautet die stark zugespitzte These des Augsburger Arztes Martin Oswald. Der Venen- und Thrombosen-Spezialist sitzt selber seit 25 Jahren nicht mehr auf Stühlen. Im Auto hat er ein hartes Brett auf den Sitz gelegt.
Denn seine Theorie lautet: «Im Sitzen kommt es zu einer unnatürlichen Entspannung, weil der Stuhl die Haltungsfunktionen ausser Kraft setzt. Er ist bequem und nimmt dem Körper die Aufgabe weg, sich gegenüber der Schwerkraft selber zu halten. Der «Bayrische Rundfunk» hat den Arzt kurz
porträtiert.
So arbeitet Martin Oswald in seiner Praxis in Augsburg. | BR24
In seiner Praxis hockt oder kniet Oswald auf dem Boden. Im Restaurant sitzt er im Schneidersitz. So sei der Körper natürlicherweise in Spannung. Im Wartezimmer des Phlebologen und Proktologen steht nur ein einziger Stuhl – für extreme Notfälle.
Hausärzte, die ihm Patienten überweisen, warnen meistens vor: «Erschrecken Sie nicht, der ist barfuss und sitzt nicht auf dem Stuhl.» Seiner Arzthelferin hat Oswald ebenfalls den Stuhl entzogen. Sie mache ihre Arbeit ohne Stuhl gut und gerne, beteuert sie.
Die Krampfadern seiner Patienten brachten ihn auf die Idee, dass Sitzen eine Fehlhaltung sei. Durch das Stuhlsitzen verschiebe sich unser Grundgerüst. Die Organe seien dann nicht mehr am richtigen Platz. Deshalb schläft Oswald zuhause auch auf dem harten Boden.
Der Stuhlrebell läuft auch stets barfuss herum. Er könne Sitzenbleiber am Gangbild erkennen, sagt er: «Sie treten zuerst mit der Ferse auf. Natürlich wäre es, zuerst mit den Zehenballen aufzutreten.» Seine These kommt nicht bei allen Arztkollegen gleich gut an.