Die häufigsten Kündigungsgründe im Gesundheitswesen

Was führt dazu, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen kündigen? Welches sind die häufigsten Stressfaktoren? Antworten auf diese Fragen gibt eine neue Umfrage.

, 22. Juni 2023 um 04:30
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Spitäler und Kliniken müssen sicherstellen, dass sich ihre Mitarbeiter vor allem wertgeschätzt fühlen, um sie zu behalten. | Unsplash
Der Gesundheitssektor ist weitgehend immun gegen wirtschaftliche Schocks. Dennoch leidet die Branche unter einem erheblichen Fachkräftemangel. Zu wissen, was die Beschäftigten im Gesundheitswesen stresst und welche Faktoren sie an ihren Arbeitsplatz binden, kann Spitälern und Arztpraxen deshalb helfen, Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten.
Was also belastet das Gesundheitspersonal bei ihrer Arbeit? Was treibt sie zur Kündigung? Diesen Fragen ging das Beratungsunternehmen Grant Thornton nach und befragte mehr als 5'000 Beschäftigte in den USA, darunter 500 aus dem Gesundheitswesen.

Vor allem aus einem Grund

Das Gefühl, nicht wertgeschätzt zu werden, war der Hauptgrund für den Austritt. Die anderen Gründe, aus denen Mitarbeitende im Gesundheitswesen im Vergleich zu allen Beschäftigten angaben, ihre derzeitige Organisation zu verlassen, waren:
  • 1. Sich nicht wertgeschätzt fühlen
Beschäftigte im Gesundheitswesen: 31 Prozent (Insgesamt: 22 Prozent)
  • 2. Löhne halten nicht mit der Inflation Schritt
Beschäftigte im Gesundheitswesen: 27 Prozent (Insgesamt: 23 Prozent)
  • 3. Mangelnde Unterstützung für eigenes Wohlbefinden
Beschäftigte im Gesundheitswesen: 21 Prozent (Insgesamt: 18 Prozent)
  • 4. Leistungen (einschliesslich Gesundheit, Ruhestand, Freizeit)
Beschäftigte im Gesundheitswesen: 17 Prozent (Insgesamt: 17 Prozent)
  • 5. Lange Arbeitszeiten
Beschäftigte im Gesundheitswesen: 17 Prozent (Insgesamt: 15 Prozent)
  • 6. Angst vor Entlassung
Beschäftigte im Gesundheitswesen: 17 Prozent (Insgesamt: 19 Prozent)
  • 7. Mangel an Aufstiegsmöglichkeiten
Beschäftigte im Gesundheitswesen: 16 Prozent (Insgesamt: 20 Prozent)
  • 8. «Work-Life-Balance» entspricht nicht meinen Bedürfnissen
Beschäftigte im Gesundheitswesen: 16 Prozent (Insgesamt: 20 Prozent)
  • 9. Sorge um die Arbeitsplatzsicherheit
Beschäftigte im Gesundheitswesen: 15 Prozent (Insgesamt: 19 Prozent)

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Screenshot Grant Thornton

Was die Mitarbeitenden am meisten belastet

Es ist klar, dass die Ergebnisse aus verschiedenen Gründen nicht 1:1 auf die Schweiz übertragen werden können. In den USA kommt es beispielsweise häufiger vor, dass ein Spital schliesst und Hunderte von Mitarbeitenden auf der Strasse stehen, was die Angst vor Entlassung begründet. Hinzu kommt, dass sich auch die Inflationsrate in den USA auf einem höheren Niveau befindet.
Dennoch: Die Belastungsfaktoren dürften in den USA und in der Schweiz, aber auch weltweit, sehr ähnlich sein. So dominiert auch hier der Personalmangel, der vor allem zu Stress am Arbeitsplatz führt. Weitere Gründe sind:
  1. Personalmangel
  2. Mein Vorgesetzter
  3. «Work-Life-Balance»
  4. Begrenzte Aufstiegsmöglichkeiten
  5. Mangelnde Anerkennung
  6. Organisatorische Veränderungen
  7. Unrealistische Erwartungen

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Screenshot Grant Thornton



  • spital
  • fachkräftemangel
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