Deutschland: Eli Lilly bekommt Geheimpreis

Der Preis für das Diabetes- und Abnehm-Medikament Mounjaro ist im Nachbarland geheim – ein Novum für Deutschland, bereits üblich für die Schweiz.

, 23. Juli 2025 um 22:00
image
Der Fabrikpreis für das Diabets- und Abnehmmedikament Mounjaro bleibt in Deutschland geheim. | Youtube-Tutorial zu Mounjaro
Nun hat der Pharmakonzern Eli Lilly seine Ankündigung wahr gemacht. Das Unternehmen nimmt als erstes ein neues Gesetz in Deutschland für sich in Anspruch: Es verhandelt mit den Behörden einen Rabatt für seine Diabetes- und Fettleibigkeits-Spritze Mounjaro – und dieser Rabatt bleibt geheim.
Laut einem Bericht der ARD hat Eli Lilly ein Schreiben an Ärzte in Deutschland verschickt und darin mitgeteilt, dass der Konzern einen Preis verhandelt habe, der wirtschaftlich sei und nicht veröffentlicht werde.
Das neue Gesetz war vor neun Monaten in Kraft getreten. Eli Lilly hat Interesse an vertraulichen Rabatten, weil damit laut eigenen Angaben ein «Verhandlungsspielraum» entstehe, «ohne damit die Preisstellung in anderen Ländern zu beeinflussen».

Referenzpreise aus Deutschland

Deutschland ist für viele andere Länder ein Referenzpreisland ist. Jedes Land muss seine Medikamentenpreise mit den Pharmaunternehmen selber verhandeln. Oft verweisen die Behörden in anderen Ländern beim Verhandeln auf die Rabatte in Deutschland.
In der Schweiz sieht der Bundesrat geheime Preise als Mittel, um Kosten zu senken. Deshalb schliessen das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Arzneimittel-Hersteller schon seit geraumer Zeit immer wieder vertrauliche Verträge über Rabatte für teure Medikamente ab.
Nun will der Bundesrat solche «geheime Preismodelle» sogar im zweiten Kostendämpfungspaket gesetzlich verankern. Die Krebsliga wehrte sich letztes Jahr vehement dagegen: «Diese vertraulichen Verträge verfehlen die gewünschte Wirkung.» Die Preismodelle würden vielmehr verhindern, dass die wirkungsvollsten Substanzen zum besten Preis in die Spezialitätenliste aufgenommen werden.

  • Ozempic
  • adipositas
  • pharma
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

«Mehr Respekt»: Fachärzte fordern seriösere Debatte über Abnehmspritzen

Die Diskussion über neue Therapien gegen Übergewicht und deren Bezahlung gerate in Schieflage, meint die Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie. Sie ermahnt Politik, Versicherer und Fachwelt, das Thema sachgerecht zu behandeln.

image

Abnehmspritzen für Minderjährige: Erlaubt, aber wenig verordnet

Seit vier Monaten ist Wegovy auch für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Die Bedingungen sind aber streng. Zu streng, wie eine Kinderärztin kritisiert.

image

Bürokratie auf der Packung: Heilmittel-Firmen schlagen Alarm

Eine Allianz von Pharmafirmen wendet sich gegen die geplante Pflicht, individuelle Sicherheitsmerkmale auf Medikamentenpackungen zu setzen: Günstige Arzneimittel würden bedroht – obwohl es gar keinen Grund für die ganze Bürokratie gibt.

image

Weshalb die Apotheke neben dem neuen Spital Konkurs ging

Knall auf Fall fehlte der Apotheke Husmatt in Baden das Geld. Dabei hatte sie zuvor rund um die Uhr geöffnet.

image

Zwei Basler Apotheken bieten Gratis-Gespräche

Weil ein Gespräch heilsamer sein kann als ein Medikament, beteiligen sich nun auch Apotheken an den Basler «Plauderkassen».

image

Betrüger bewerben Abnehm-Medikamente mit Swissmedic-Logo

Die Heilmittel-Behörde muss sich gegen gefälschte Logos wehren. Illegale Anbieter verkaufen damit unnütze oder sogar gefährliche GLP-1-Präparate.

Vom gleichen Autor

image

Zu viele Kündigungen in der LUPS - nun geht die ärztliche Leiterin

Eine neue Führung und eine Meldestelle für die Angestellten: So will die Luzerner Psychiatrie die angespannte Lage entschärfen.

image

Neuenburger Psychiaterin muss 173'000 Franken zurückzahlen

Das Bundesgericht bestätigt die unwirtschaftliche Praxisführung. Die Kosten waren mehr als doppelt so hoch wie bei Kollegen.

image

Keine Änderung bei der Mehrwertsteuer im Gesundheitswesen

Der Bundesrat will die Ausnahmen bei der Mehrwertsteuer im Gesundheitswesen nicht aufheben. Es hätte zu viele Nachteile.