Bundesrat soll bei E-Health der Tätschmeister sein

Bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens soll der Staat die Hauptrolle spielen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Digitalswitzerland.

, 30. März 2023 um 13:11
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Foto: Getty / Unsplash+
Digitalswitzerland wollte wissen, wie die Schweizer Bevölkerung das digitale Gesundheitssystem so findet. Diese Bezeichnung der Studie allein ist schon lustig – denn man möchte fast ein bisschen ketzerisch fragen: Welches digitale Gesundheitssystem?
Nichtsdestotrotz liefert die Befragung von 1110 Schweizerinnen und Schweizern einige interessante Erkenntnisse. Beispielsweise sagten knapp 30 Prozent der Befragten, dass die Regierung – also der Bundesrat oder der Staat – der beste Anbieter eines digitalen Gesundheitssystems wäre. Knapp dahinter folgen Krankenkassen (27 Prozent) und Spitäler (20 Prozent). Private Organisationen sehen nur 4 Prozent der Befragten als Anbieter, die dafür infrage kommen.
Dazu passt, dass gerade mal 22 Prozent der Befragten ein eher hohes Vertrauen in private Anbieter hat. Demgegenüber steht das Vertrauen in öffentliche Behörden (47 Prozent) und in Krankenhäuser (70 Prozent).

Vertrauen in Behörden hui, in Private pfui

Ironischerweise sind es aber gerade private Organisationen, die Lösungen zum elektronischen Patientendossier (EPD) entwickelt haben. Zwar gehört Axsana, einer der grösseren EPD-Anbieter mittlerweile der Schweizer Post, aber es sind nebst den bekannten Stammgemeinschaften wie Esanita oder Abilis weitere private Anbieter in den Startlöchern. Well Gesundheit (CSS, Medi24, Visana etc.) und Compassana (Medbase, Hirslanden, Group Mutuel, Swica etc.) positionieren sich auch auf dem EPD-Markt.
Die Studienautorinnen und Autoren beschreiben die Situation so: «Alle Akteure versuchen, einen sinnvollen Beitrag zur Digitalisierung des Systems zu leisten, indem sie ihren Teil der Lösung einbringen. Das Unterfangen kann nur dann gelingen, wenn die Behörden den nationalen Rahmen sowie erforderliche Standards vorgeben und alle anderen Beteiligten zusammenarbeiten.» Darum kümmert sich seit September 2022 die «Fachgruppe Datenmanagement» mit verschiedenen Vertreterinnen von Bund, Kantonen und aus dem Gesundheitswesen.

Senkung der Gesundheitskosten im Fokus

Ebenfalls geäussert haben sich die Studienteilnehmerinnen und Teilnehmer zu den Anforderungen beziehungsweise vielmehr den Zielen an digitale Systeme. Im Fokus steht demnach, die Gesundheitskosten zu senken (37 Prozent). Ausserdem soll jederzeit und von überall (31 Prozent) auf die Gesundheitsdaten zugegriffen werden können (27 Prozent). Ebenfalls von der ungefähr gleichen Anzahl Menschen wurde die Reduzierung redundanter Aufgaben und die Kommunikation mit Leistungserbringern genannt (je 28 Prozent).
Keine so gewichtige Rolle spielen das persönliche Dateneigentum (13 Prozent) und die Aufbewahrung von Daten in der Schweiz (10 Prozent).

  • Dieser Beitrag ist zuerst auf dem IT-Nachrichtenportal «Inside IT» erschienen.

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