Das Projekt läuft unter dem Namen «Digitale Gesundheitsplattform» und wird nun im Rahmen des Spitalversorgungsgesetzes juristisch aufgegleist. Die Grundidee: Durch eine stärkere Vereinheitlichung der Abläufe und der IT-Systeme sollen die kantonseigenen Betriebe und Listenspitäler effizienter werden.
Und das heisst konkret auch: Der Kanton Bern soll ein möglichst einheitliches Klinikinformationssystem erhalten.
So plant es der Regierungsrat in einem Entwurf, den er soeben in die Vernehmlassung geschickt hat: «Das festgelegte KIS wird von jedem teilnehmenden Spital eingeführt. Die digitale Gesundheitsplattform verbindet die einzelnen KIS miteinander, so dass ein Austausch zwischen den angeschlossenen Spitälern stattfinden kann.»
Dies wiederum hat noch konkretere Folgen. Denn es bedeutet, dass das System des US-Herstellers Epic – welches letztes Jahr von der Insel Gruppe eingeführt wurde – künftig auf die anderen kantonseigenen Institutionen und möglichst viele Listenspitäler ausgerollt werden soll. Der Regierungsrat will dies gesetzlich ermöglichen beziehungsweise erzwingen.
Für Privatspitäler wäre die Teilnahme freiwillig. Allerdings sieht das neue Gesetz auch vor, die Epic-Einheit zu subventionieren: «Schliesslich wird die Möglichkeit geschaffen, dass der Kanton die Listenspitäler bei der Beschaffung und dem Aufbau der digitalen Gesundheitsplattform sowie bei der Migration vom ehemaligen System zur digitalen Gesundheitsplattform finanziell unterstützen kann», schreibt der Regierungsrat.
Pilotprojekt im Emmental
Ein erstes Pilotprojekt wird beim Spital Emmental ausgelöst. Dieses hat sich für die Test-Verknüpfung mit der Insel Gruppe zur Verfügung gestellt. Auch die Lindenhof Gruppe und die Universitären Psychiatrischen Dienste Bern UPD hätten Interesse bekundet, schreibt die zuständige Gesundheitsdirektion – «wobei bei diesen beiden weniger Zeitdruck für die Ablösung des bestehenden Klinikinformationssystems als bei der Spital Emmental AG vorherrscht».
Sobald der Grosse Rat die Gesetzesänderung bewilligt, will die Regierung den Investitionsbedarf für die Ausrollung errechnen. Gundekar Giebel, der Kommunikationschef der Gesundheitsdirektion, erwartet wenig Widerstand gegen das Projekt.
Gegenüber der «Berner Zeitung» sagte er: «Es ist allen klar, dass wir uns bewegen müssen. Bei der Digitalisierung sind wir 10 bis 15 Jahre zurück. Deswegen ist es wichtig, dass wir jetzt handeln.»
Heikel könnte allenfalls sein, ob und wie sehr diese Bevorzugung eines einzelnen US-Anbieters dem Beschaffungsrecht widerspricht. Dieser Frage geht der Kanton Bern mit einer eigenen Marktanalyse nach. Danach werde «das korrekte Vorgehen festgelegt und der Vortrag entsprechend überarbeitet.»