Ärztemangel: Jetzt soll der «Grundfacharzt» helfen

Weil Fachärzte fehlen, schlägt der führende Ärzteverband Deutschlands einen radikalen Schritt vor: eine kürzere Basis, eine neue Zwischenstufe, mehr schrittweise Weiterbildung.

, 11. September 2025 um 22:40
image
Symbolbild / KI: Medinside mit Ideogram
Was tun gegen den Mangel an Fachärzten? Man könnte auch bei den Weiterbildungs-Strukturen ansetzen. Ein Ideenpaket dazu legt in Deutschland nun der Hartmannbund vor – also der Berufsverband der Ärztinnen und Ärzte mit gut 70’000 Mitgliedern. Es sei Zeit, die Weiterbildung aus den bisherigen Finanzierungsstrukturen zu lösen; und es sei nötig, auf die Verlagerung vom stationären in den ambulanten Bereich zu reagieren, so eine Erklärung dazu.
Vor allem aber regt der Hartmannbund konkret an, die Weiterbildungszeiten deutlich zu reduzieren: Dies würde helfen, «Fachärzte schneller der kurativen Patientenversorgung zuzuführen.» Die Facharzt-Ausbildung könnte viel stärker schrittweise erfolgen, denkt Klaus-Peter Schaps, Weiterbildungs-Chef der Organisation. Eine Lösung wäre etwa eine Art Punktesystem, bei dem die Weiterbildungsinhalte in Form von Kursen, Onlineformaten und Kompaktschulungen erworben werden könnten – und zwar auch bei Teilzeitarbeit oder in der Elternzeit.
«Damit wäre eine qualitativ hochwertige Weiterbildung weiterhin gesichert», so der Hartmannbund.

Nur Nachjustierung reicht nicht

Die Organisation schlägt zudem einen neuen Titel vor: «Grundfacharzt». Das wären Ärzte, die im Fachgebiet über eine Basisweiterbildung verfügen und danach durch Erwerb weiterer Kompetenzen im Verlauf der ärztlichen Tätigkeit den vollwertigen Facharzttitel erlangen.
«Mir ist bewusst, dass dies mutige und gewagte Schritte in der Reform der ärztlichen Weiterbildung wären», sagt Schaps: «Aber der Ärztemangel fordert jetzt eine umfassende Reform. Mit einer Nachjustierung der bestehenden Weiterbildungsordnung ist uns nicht geholfen.»
In einem ersten Schritt hatte der deutsche Ärztetag letztes Jahr einen Antrag des Hartmannbundes angenommen: Er sieht vor, dass Weiterbildung in Teilzeit (ab 50 Prozent) nun grundsätzlich anerkannt wird.
    Artikel teilen

    Loading

    Kommentar

    Mehr zum Thema

    image

    Wie die Tessiner Kantonsspitäler 1300 stationäre Fälle verlagern wollen

    Die Ente Ospedaliero Cantonal testet mit der Einkaufsgemeinschaft HSK ein Tarifmodell, das viel mehr Eingriffe vom stationären in den ambulanten Bereich drängen soll.

    image

    «Historische Abstimmung»: Weg frei für neues Kantonsspital im Jura

    Das Hôpital du Jura beantragte eine Garantie über 95 Millionen Franken für ein neues Spital in Délémont. Nach der Regierung gab nun auch das Parlament grünes Licht.

    image

    Lohnrunde in Berner Spitälern: Insel Gruppe steigert, Regionalspitäler zurückhaltend

    Nach der Nullrunde 2025 erhalten die Mitarbeitenden der Berner Spitäler 2026 leichte Lohnerhöhungen – mit deutlichen Unterschieden zwischen der Insel Gruppe, Kliniken und Regionalspitälern.

    image

    Stadtspital Zürich: Neuer Chef für die Innere Medizin

    Andreas Schoenenberger wechselt von der Thurmed-Gruppe ans Stadtspital. Er wird damit auch Mitglied der Spitalleitung.

    image

    H+ Bildung bietet eine neue Weiterbildung an

    Verwaltungsräte im Gesundheitswesen stehen vor grossen Herausforderungen durch Ambulantisierung, neue Finanzierungsmodelle, Regulierung und Digitalisierung. Gesundheitsökonom Dr. oec. HSG Willy Oggier nimmt Stellung zur strategischen Orientierung.

    image

    Knie- und Hüftimplantate: Immer weniger Folgeeingriffe nötig

    Die 2-Jahres-Revisionsraten bei Hüft- und Knieprothesen sinken weiter leicht oder bleiben stabil. Die Daten deuten eine zunehmend einheitliche Versorgungsqualität in der Schweiz an.

    Vom gleichen Autor

    image

    Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

    Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.

    image

    Notfall: Warum die Bagatellgebühr verpufft – und was stattdessen nötig wäre

    Kurz vor der Nationalratsdebatte warnen die Notfallmediziner vor den «Bagatellgebühr»-Ideen. Sie schlagen vier konkrete Alternativen vor.

    image

    SMN: Nello Castelli wechselt zu Pharmasuisse

    Der Generalsekretär von Swiss Medical Network wird Leiter Public Affairs beim Apothekerverband.