Ärzte werden immer häufiger Opfer von Cyber-Mobbing

Seit der Covid-19-Pandemie hat die gezielte Belästigung von Ärztinnen und Ärzten in sozialen Medien massiv zugenommen. Das zeigt eine neue Umfrage in den USA.

, 27. Juni 2023 um 05:21
image
Auch Ärzte sind online einem hohen Mass an Belästigung ausgesetzt. | Freepik
Soziale Medien wie Twitter, Linkedin, Facebook und viele andere mehr spielen auch eine wichtige Rolle bei der Verbreitung medizinischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Öffentlichkeit. Doch es gibt auch Schattenseiten, wie aus einer aktuellen Umfrage aus den USA hervorgeht.
Demnach gaben vor der Pandemie lediglich rund 23 Prozent der Ärztinnen und Ärzte an, in sozialen Medien gezielt belästigt worden zu sein. Die aktualisiert Umfrage zeigt nun, dass diese Zahl nach Covid-19 auf fast 66 Prozent angestiegen ist. Seit der Pandemie hat die gezielte Belästigung von Ärzten demnach um 40 Prozent zugenommen.
Weitere Erkenntnisse der Umfrage sind:
  • 64 Prozent der Befragten gaben an, dass die Online-Belästigung in direktem Zusammenhang mit Informationen über Covid-19 steht.
  • Diejenigen, die soziale Medien zum Veröffentlichen von Gesundheitsbotschaften nutzten, berichteten häufiger über Online-Belästigung als diejenigen, die dies nicht taten.
  • 31 Prozent der Ärzte und Wissenschaftler, die angaben, online wegen medizinischer Informationen belästigt worden zu sein, berichteten, dass die Belästigung sexueller Natur war.
  • 18 Prozent gaben an, dass jemand ihre persönlichen Daten weitergegeben hat (Stichwort: Doxing).
  • 67 Prozent der belästigten und befragten Personen waren Frauen.
  • 82 Prozent der schwarzen Ärzte und Wissenschaftler, gaben an, dass die Belästigung aufgrund ihrer Rasse oder ethnischen Herkunft erfolgte. Dies war auch bei 52 Prozent der asiatischen Befragten der Fall.
  • 64 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass die Pandemie ihre Art und Weise, soziale Medien zu nutzen, verändert habe.

Unterstützung gefordert

Insgesamt gaben fast 90 Prozent der rund 360 befragten Ärzte und Wissenschaftler an, dass sie aufgrund ihrer Tätigkeit als Angehörige der Gesundheitsberufe in sozialen Medien belästigt worden zu sein. Dies schliesst ihre Bemühungen zur Bekämpfung medizinischer Fehlinformationen ein, die vom US-Gesundheitsministerium im Jahr 2021 unterstützt wurden.
Ein hohes Mass an Belästigung in den sozialen Medien könnte dazu führen, dass mehr Ärzte und Wissenschaftler die Art und Weise, wie sie soziale Medien nutzen, einschränken, was dem öffentlichen Interesse schaden würde. Institutionen und Unternehmen sollten daher, so die Autoren der Studie, diejenigen unterstützen, die angegriffen werden, und Mechanismen zur Reduzierung von Belästigungen und zur Rechenschaftspflicht bereitstellen.

  • ärzte
  • cybermobbing
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Ärzte verweigern den ambulanten Pauschalen das Ja

Der neue Arzttarif Tardoc wird wohl 2025 eingeführt. Allerdings sind die Ärzte nach wie vor gegen die ambulanten Pauschaltarife.

image

Ärzteverbände fordern mehr Studienplätze

Trotz steigender Medizin-Studienabschlüsse fordert der Haus- und Kinderärzteverband mehr Studienplätze.

image

Preisgeld für Krebsforschung am Kantonsspital St. Gallen

Resistenzen gegen Hautkrebs-Therapien: Das ist das Forschungsthema des Dermatologen Lukas Flatz. Für seine Arbeit erhält er 250'000 Franken.

image

Schlaftracker können Schlaf nicht richtig messen

Geräte, die angeblich den Schlaf messen, sind ungenau und deshalb unnütz – oder sogar schädlich, wie ein Schlafmediziner befürchtet.

image

So wollen junge Ärzte das Gesundheitswesen ändern

Junge Ärztinnen und Ärzte kritisieren die veralteten Strukturen im deutschen Gesundheitssystem. Mit zehn Forderungen wollen sie dieses erneuern.

image

Wo Ärzte und Ärztinnen am meisten verdienen

Europäische Ärzte verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen und Kolleginnen in den USA.

Vom gleichen Autor

image

Spital Frutigen baut die Altersmedizin aus

Die Spitäler FMI erweitern die Akutgeriatrie-Rehabilitation auf den Standort Frutigen.

image

Spitex St.Gallen: Wechsel an der Spitze

Daniel Schwarzenbach ist neuer Geschäftsführer der Spitex St.Gallen. Zuvor war er in gleicher Funktion im Kanton Aargau tätig.

image

Zwei Onkologinnen aus der Schweiz unter den Top 100 weltweit

Das Portal «Onco Daily» hat die Meinungsführerinnen in den sozialen Medien für das Jahr 2023 gewählt. Auch zwei Onkologie-Expertinnen aus der Schweiz sind dabei.