Arbeitszeit-Modelle: Erfolgsmeldung aus Bülach

Wer mehr Nachtschichten leistet und flexibel einspringt, wird honoriert: Die Idee des Spitals Bülach rechnet sich offenbar – in mehrerlei Hinsicht.

, 11. November 2024 um 09:41
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Manuel Portmann, Leiter HRM, und Daniela Pfeifer-Stöhr, Direktorin Pflege und Therapien, bei der Verleihung des «Swiss HR Award», April 2024.
Das «Bülacher Modell» hatten wir hier ja auch schon beschrieben: Das Spital im Zürcher Unterland startete im Frühjahr 2024 ein Projekt, bei dem die Angestellten in der Pflege zwischen verschiedenen Arbeitszeitmodellen wählen können. Die Grundidee: Wer feste Arbeitszeiten möchte und keine Nachtdienste leisten will, kann das tun. Aber wer sehr flexibel ist und regelmässig Nachtdienste übernimmt, wird dafür besonders honoroiert.
Von «Fix» bis «Superflex»: Mit diesen Abstufungen reagiert das Spital darauf, dass es – beispielsweise – auch junge Leute gibt, denen Nachtdienste wenig ausmachen und die zugleich einen finanziellen Zustupf dafür schätzen: Dadurch kann man 350 Franken Zulage pro Monat erhalten.
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Das «Bülacher Modell» | Grafik: Spital Bülach
Ein Jahr nach dem Start, im April 2024, wurde das «Bülacher Modell» beim «Swiss HR Award» ausgezeichnet – mit dem ersten Preis für zukunftsweisende und innovative HR-Projekte.
Drei Viertel des Pflegepersonals sei mit dem Modell «zufrieden bis sehr zufrieden», teilte das Spital bei dieser Gelegenheit mit.
Ab Juni wurde das Konzept deshalb im Pflegebereich fix eingeführt. Die «Neue Zürcher Zeitung» hat nun eine weitere Bestandesaufnahme gemacht; und Manuel Portmann, der «Spiritus Rector» hinter dem Projekt, legte dabei einige interessante Daten vor:
  • Die Fluktuationsrate sank um 30 Prozent.
  • Die Absenzenquote nahm um 20 Prozent ab.
  • Die kurzfristigen Temporär-Einsätze brachen ein: 2022 waren es 856 Einsätze gewesen, im laufenden Jahr waren es bislang 14.
  • Die Zulagen für Flex- und Superflex-Einsätze kosteten das Spital 900'000 Franken. Dem standen Einsparungen von 1,1 Millionen Franken bei den Temporären gegenüber.

Kein schlechtes Gewissen mehr

Wie HRM-Chef Portmann in der NZZ weiter ausführte, sei die Zufriedenheit der Angestellten gestiegen, die Rekrutierung laufe besser – und dabei kehrten sogar Pflegefachleute zurück, die wegen den Schichten nicht mehr im Beruf hätten arbeiten wollen.
«Viele in der Stufe Fix sind erleichtert, weil sie kein schlechtes Gewissen mehr haben müssen, wenn sie zum Beispiel aus familiären Gründen nicht einspringen können», ergänzte Portmann.
Dies bestätigt Kuno Betschart, der Geschäftsführer von SBK Zürich, im gleichen NZZ-Beitrag: Die Pflegenden äusserten sich positiv zum neuen Modell, gerade auch jene, die nun befreit seien vom Einspringen und von Nachtschichten. «Wichtig ist aus unserer Sicht, dass jene, die besonders flexibel sind, dafür auch entlöhnt werden.»
  • LUKS: Neues Arbeitsmodell in der Pflege. Weniger Betten pro Pflegefachperson, mehr administrative Aufgaben für FaGe, mehr Ausbildungsplätze: Das Luzerner Kantonsspital testet Wege, um das Berufsfeld attraktiver zu machen.

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