«Es braucht eine Task Force zum Schweizer Gesundheitssystem»

Das Kernproblem unseres Gesundheitssystems sei der Anstieg der Kosten ohne grössere politische Anstrengungen, sie zu senken. Dieser Meinung ist Groupe-Mutuel-Chef Thomas Boyer.

, 7. März 2023 um 09:00
image
Thomas Boyer: «Es ist eine Minute nach zwölf.» | Screenshot RTS
Thomas Boyer bemängelt in einem Interview in der Tagesschau von «Radio Télévision Suisse» die Untätigkeit der Politik. Zum Beispiel diskutiere das Parlament seit 13 Jahren über die Spitalfinanzierung. So könne es nicht weitergehen, sagt der Chef der Groupe Mutuel.
Alle Akteure des Gesundheitssystems – Spitäler, Ärzteschaft, Kantone, Bund, Versicherer – müssten sich an einen Tisch setzen, um gemeinsam Massnahmen zu definieren. «Wir hatten während der Pandemie eine Task Force. Lasst uns ebenso eine Task Force zu einem so wesentlichen Thema wie damals aufbauen», so Boyer.
Wir müssten zudem aufhören, den Schwarzen Peter weiterzugeben. Es gebe eine gemeinsame Verantwortung für die Entwicklung unseres Gesundheitssystems, sagt er weiter. Gleichzeitig erwähnt er aber auch, dass die Versicherer nicht alle Befugnisse hätten. Sie würden aber die ordnungsgemässe Anwendung des Rechts garantieren. «Wir führen Prüfungen durch, die 10 Prozent Einsparungen generieren. Wenn wir dies nicht tun würden, wären die Prämien 10 Prozent höher.»

Zu viele Spitäler in der Schweiz

Für ihn gebe es mehrere Lösungsansätze. Es sei zum Beispiel nicht die Aufgabe von Notfallstationen, für einen Grossteil der Bevölkerung der Eintrittspunkt in das Gesundheitssystem zu sein.
Er verweist aber auch auf die Hausärzte. «Wir haben den Beruf des Hausarztes zugunsten der Fachärzte abgewertet.» Heute hätten wir in der Schweiz mehr Fachärzte als Hausärzte, das sei nicht logisch. Um den Hausarztberuf aufzuwerten, «wird es wahrscheinlich notwendig sein, diese höher zu bezahlen, aber es wird auch notwendig sein, die Ausbildung zu überprüfen».
Darüber hinaus sei in der Schweiz die Spitaldichte zu hoch: Unser Land verfüge über 570 Spitalinstitute. «Das ist nach Frankreich die höchste Dichte in Europa und dreimal so hoch wie in Dänemark», sagt Boyer weiter. Es seien zu viele Spitäler, was gleichzeitig kein Garant für höhere Qualität darstelle.
  • versicherer
  • groupe mutuel
  • thomas boyer
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Der Fehltritt einer KPT-Firma: Vermittler hinterging Neukunden

Die neue Vermittlungsfirma der KPT-Krankenkasse nutzte unlautere Methoden, um neue Versicherte zu gewinnen.

image

Krankenkassen-Chef: «Ich verdiene fast unverschämt viel»

Die Krankenkasse, die mit den tiefsten Verwaltungskosten brilliert hat – wen wundert’s – auch den bescheidensten Chef.

image

St.Galler-Studie zeigt, wie man mit der richtigen Behandlung Millionen sparen könnte

Die Auswirkungen von unnötigen Behandlungen sind kostspielig. Eine neue Studie zeigt mögliche Einsparnisse anhand von zwei Krankheitsbildern auf.

image

Wann versöhnen sich die beiden Krankenkassenverbände?

Im Schweizer Gesundheitswesen geht kaum mehr etwas vorwärts. Schuld daran sind auch die beiden zerstrittenen Krankenkassenverbände.

image

94 Millionen Franken weniger betragen die Gewinnmargen der Versicherer jährlich

Die neue PWC-Analyse «Das bewegt die Schweizer Krankenversicherer» zeigt sechs Markttrends und die grössten Herausforderungen für 2023 auf.

image

Ärztin soll mehrere hunderttausend Franken zurückzahlen

Eine Psychiaterin hat den Krankenkassen offenbar viel zu hohe Rechnungen gestellt. Nun soll die auf Kinder und Jugendliche spezialisierte Medizinerin zur Kasse gebeten werden.

Vom gleichen Autor

image

Todesfall vor geschlossener Notaufnahme: Ermittlungen eingestellt

Im Jahr 2020 verstarb eine Person vor der Notaufnahme des Freiburger Spitals in Tafers, die zu war. Doch selbst bei geöffneter Station hätte das medizinische Team die Patientin nicht retten können.

image

Sie übernimmt das Amt von Guido Graf

Michaela Tschuor ist die neue Gesundheitsdirektorin des Kantons Luzern.

image

Reha: Die beiden Basel vereinen ihre Kräfte

Die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft planen nun auch die gemeinsame Verbesserung ihrer Rehabilitations-Angebote – basierend auf einem neuen Bericht der Versorgungsplanung.