Gilt auch für Pflegefachleute
Auch Pflegekräfte erwiesen sich als überdurchschnittlich verträglich, wenn auch nicht auf dem gleich hohen Niveau wie die Ärzte. Untersucht wurden 23’000 Frauen und Männer aus der australischen Allgemeinbevölkerung (darunter 18’707 Patienten) und rund 20'000 Ärztinnen und Ärzte.
Abgefragt wurden die bekannten fünf wesentlichen Persönlichkeitsmerkmale:
- Verträglichkeit (empathisch, freundlich, kooperationsfähig, warmherzig)
- Gewissenhaftigkeit (ordentlich, systematisch, effizient, vorsichtig, organisiert)
- Extroversion (gesprächig, selbstbewusst, laut, mutig, lebendig)
- Neurotizismus (missgünstig, launenhaft, empfindlich, eifersüchtig, temperamentvoll, verdriesslich)
- Aufgeschlossenheit (philosophisch, kreativ, intellektuell, komplex)
Kaum Unterschiede zwischen den Fachgruppen
Die einzelnen Fachgruppen der Ärztinnen und Ärzten unterschieden sich kaum untereinander. Allenfalls waren Allgemeinmediziner noch etwas verträglicher als Fachärzte.
Die Unterschiede zur Allgemeinbevölkerung waren insgesamt bei Ärztinnen ausgeprägter als bei ihren männlichen Kollegen – das galt insbesondere für den Neurotizismus.
Nur Selbstaussagen
Die Autoren betonen, dass die Einschätzung der Persönlichkeitsmerkmale letztlich auf Selbstaussagen beruhen
Die Auswirkungen
Der erhöhte Neurotizismus der Ärzte rührt möglicherweise von zu viel Stress her, mutmassen die Autoren. Das könnte dazu führen, dass sie Stress eher als normalen Teil des Lebens wahrnehmen und den Einfluss von Stress auf die Gesundheit ihrer Patienten unterschätzen könnten.
Verträgliche und gewissenhaften Ärzte könnten ausserdem finden, dass ihre Patienten besonders konfrontativ und unorganisiert seien.
Besser einordnen
«Wenn sich Ärzte bewusst sind, dass ihre Patienten möglicherweise andere Persönlichkeitsmerkmale als sie selber haben, könnte es ihnen leichter fallen, das Verhalten ihrer Patienten richtig einzuordnen und zu verstehen», folgern die Autoren.